Spion, der 30 Jahre in Haft saß, kommt frei

In Israel gefeiert wie ein Held: Jonathan Pollard
Die Akte Jonathan Pollard sorgte jahrzehntelang für Verwerfungen zwischen Israel und den USA.

Nach 30 Jahren Haft in den USA kommt der israelische Spion Jonathan Pollard am Freitag auf Bewährung frei. Der für die US-Marine tätige Pollard hatte von Mai 1984 bis zu seiner Verhaftung im November 1985 dem israelischen Geheimdienst Mossad viele tausend Dokumente mit US-Spionagematerial aus dem arabischen Raum übergeben. Dafür wurde der gebürtige Texaner zu lebenslanger Haft verurteilt.

Ende Juli entschied eine Bewährungskommission, Pollard vorzeitig aus der Haftanstalt von Butner im US-Staat North Carolina zu entlassen. Zu den Auflagen zählt, dass der 61-Jährige die USA fünf Jahre lang nicht verlassen darf. Pollard hat auch die israelische Staatsbürgerschaft und genießt dort den Status eines Nationalhelden.

Spion, der 30 Jahre in Haft saß, kommt frei
Jonathan Pollard, sentenced to life in prison after being convicted in 1987 of passing reams of classified information to Israel, is pictured in this May 1991 file photo. Prime Minister Benjamin Netanyahu has instructed Israeli officials to keep low-key about the November 20, 2015 scheduled release by the United States of Israeli spy Jonathan Pollard, a cabinet minister said. The former U.S. Navy analyst's espionage for Israel in the 1980s remains a strain on ties with Washington and his parole terms dictate that he stay in the United States for five years. REUTERS/Files **QUALITY FROM SOURCE**
Der zivile Marine-Analyst Pollard wurde 1985 festgenommen. Auf seinem Schreibtisch waren immer wieder geheime Akten aufgefallen, mit denen er eigentlich beruflich nichts zu tun hatte. Tatsächlich übermittelte der jüdische US-Staatsbürger während seiner Arbeit mehrfach streng geheime Dokumente an Israel. Darunter sollen auch Informationen über arabische Staaten gewesen sein.

Gescheiterter Fluchtversuch

Ein Fluchtversuch Pollards in die israelische Botschaft scheiterte - er wurde nicht eingelassen. 1987 wurde er schließlich zu lebenslanger Haft verurteilt. Sein Geständnis verhinderte, dass im Prozess Einzelheiten zu den Vorwürfen gegen ihn verhandelt wurden.

Die Akte Pollard hat über Jahrzehnte erhebliche diplomatische Verwerfungen bewirkt. Mehrere israelische Ministerpräsidenten - von Izchak Rabin bis Benjamin Netanyahu - forderten seine Begnadigung. Mehrere US-Präsidenten verweigerten sie ihm, darunter George W. Bush und Bill Clinton. Die USA behielten Pollard auch als diplomatisches Pfund in der Hinterhand, die Verhandlungen zu einem Friedensprozess in Nahost begleitend.

Spion, der 30 Jahre in Haft saß, kommt frei
(FILES) - A file picture taken March 13, 2013 shows an Orthodox Jewish man walking past a banner in Jerusalem calling on US President Barack Obama to free Jonathan Pollard, an American who was convicted of spying for Israel and who is serving a life sentence since 1987 in the United State. Pollard, 61, is slated to be released November 20, 2015 from a federal prison in Butner, North Carolina, 30 years after his arrest. AFP/PHOTO/AHMAD GHARABLI
Pollards Freilassung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem das Verhältnis zwischen Israel und den USA an einem Tiefpunkt angelangt ist. Der heftige Streit um die Atomvereinbarung mit dem Iran hat den bereits vorher belasteten Beziehungen zwischen US-Präsident Barack Obama und dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu zusätzlich geschadet. Das Weiße Haus wies jedoch Spekulationen, man wolle Israel mit der Begnadigung Pollards möglicherweise besänftigen, deutlich zurück.

Angeschlagene Gesundheit

Netanyahu, der jahrelang sehr aktiv für eine Freilassung des Spions gekämpft hatte, sagte der heutigen Ehefrau Pollards nach Bekanntgabe der Entscheidung: „Wir freuen uns sehr auf seine Haftentlassung.“ Die Gesundheit des israelischen Spions gilt nach seinem langen Gefängnisaufenthalt als ziemlich angeschlagen, er musste über die Jahre mehrmals im Krankenhaus behandelt werden.

Zumindest dürfte Pollard, wenn er das Bundesgefängnis in Butner im US-Bundesstaat North Carolina verlässt, keine Quelle für sensible Informationen mehr darstellen. Was er einst wusste, ist heute veraltet - und die aktuelle Geheimdienst-Technik hat er nie kennengelernt.

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