Spion, der 30 Jahre in Haft saß, kommt frei

Nach 30 Jahren Haft in den USA kommt der israelische Spion Jonathan Pollard am Freitag auf Bewährung frei. Der für die US-Marine tätige Pollard hatte von Mai 1984 bis zu seiner Verhaftung im November 1985 dem israelischen Geheimdienst Mossad viele tausend Dokumente mit US-Spionagematerial aus dem arabischen Raum übergeben. Dafür wurde der gebürtige Texaner zu lebenslanger Haft verurteilt.
Ende Juli entschied eine Bewährungskommission, Pollard vorzeitig aus der Haftanstalt von Butner im US-Staat North Carolina zu entlassen. Zu den Auflagen zählt, dass der 61-Jährige die USA fünf Jahre lang nicht verlassen darf. Pollard hat auch die israelische Staatsbürgerschaft und genießt dort den Status eines Nationalhelden.

Gescheiterter Fluchtversuch
Ein Fluchtversuch Pollards in die israelische Botschaft scheiterte - er wurde nicht eingelassen. 1987 wurde er schließlich zu lebenslanger Haft verurteilt. Sein Geständnis verhinderte, dass im Prozess Einzelheiten zu den Vorwürfen gegen ihn verhandelt wurden.
Die Akte Pollard hat über Jahrzehnte erhebliche diplomatische Verwerfungen bewirkt. Mehrere israelische Ministerpräsidenten - von Izchak Rabin bis Benjamin Netanyahu - forderten seine Begnadigung. Mehrere US-Präsidenten verweigerten sie ihm, darunter George W. Bush und Bill Clinton. Die USA behielten Pollard auch als diplomatisches Pfund in der Hinterhand, die Verhandlungen zu einem Friedensprozess in Nahost begleitend.

Angeschlagene Gesundheit
Netanyahu, der jahrelang sehr aktiv für eine Freilassung des Spions gekämpft hatte, sagte der heutigen Ehefrau Pollards nach Bekanntgabe der Entscheidung: „Wir freuen uns sehr auf seine Haftentlassung.“ Die Gesundheit des israelischen Spions gilt nach seinem langen Gefängnisaufenthalt als ziemlich angeschlagen, er musste über die Jahre mehrmals im Krankenhaus behandelt werden.
Zumindest dürfte Pollard, wenn er das Bundesgefängnis in Butner im US-Bundesstaat North Carolina verlässt, keine Quelle für sensible Informationen mehr darstellen. Was er einst wusste, ist heute veraltet - und die aktuelle Geheimdienst-Technik hat er nie kennengelernt.
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