Premier triumphiert, Komiker leidet
Premier Matteo Renzi feiert nach der EU-Wahl einen Triumph, der seine kühnsten Träume übertrifft. Mit 40,9 Prozent der Stimmen verbucht die Demokratische Partei (PD) einen "historischen Wahlsieg". Die Fünf-Sterne-Bewegung von Komiker Beppe Grillo liegt hingegen mit 21,2 Prozent entgegen der Prognosen weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz. Die Mitte-rechts-Partei Forza Italia (FI; 16,8 Prozent) von Ex-Premier Silvio Berlusconi musste ebenfalls eine schwere Niederlage einstecken. Die ausländerfeindliche Lega Nord (6,2 Prozent) belegt weit abgeschlagen den vierten Platz.
Als Ausdruck der Hoffnung und als einen Wunsch nach Erneuerung interpretiert Premier Matteo Renzi den Wahlerfolg. Er versuche den Sieg jedoch nicht auf seine Person zu beziehen. Dennoch kann nichts über einen persönlichen Erfolg hinwegtäuschen. Damit wurde ihm, laut Kommentatoren, die Anfangssünde des parteiinternen Putsches, mit dem er Vorgänger Letta aus dem Amt fegte, verziehen.
"Jetzt schlägt die Stunde Italiens, das den EU-Vorsitz im Juli übernimmt und einen neuen Kurs in Europa in die Wege leiten kann", betonte Renzi bei einer Pressekonferenz in Rom. Man müsse die Ärmel hochkrempeln und sich sofort an die Arbeit machen. "Es gibt keinen Platz mehr für irgendeinen Vorwand, um Reformen zu blockieren", so der 39-jährige Regierungschef.
Wirtschaftswachstum, Beschäftigungspolitik und Solidarität will Renzi mehr in den Fokus der EU-Agenda rücken. Der Neo-Premier rief ausländische Investoren auf, verstärkt in Italien zu investieren. "Italien ist ein glaubwürdiges Land, das seinen Reformkurs noch mehr beschleunigen wird."
Pessimismus und Angst
Die PD bekam doppelt so viele Stimmen wie die populistische und anti-europäische Fünf-Sterne-Bewegung von Komiker Beppe Grillo. Auch wenn 5,8 Millionen Italiener für die Protestbewegung stimmten, lag das Ergebnis weit hinter den Erwartungen. "Grillo hat am Ende zu viel Pessimismus und Angst verbreitet", so ein Politbeobachter. "Ich bin sicher, dass es einen Wahlbetrug gab. Wie konnte er ganze Piazze füllen und dann so wenig Stimmen bekommen", will Grillo-Anhänger Alessandro die Wahlschlappe dagegen nicht wahrhaben.
Grillos autoritäres Auftreten, seine aggressiven Sprüche ("Wir sind mehr als Hitler, wir sind Charlie Chaplin") und seine anti-europäischen Slogans (Stichwort Euro-Austritt) verschreckten offenbar viele Wähler. Der Komiker aus Genua schwieg zunächst zur Niederlage. Selbst Gerüchte über einen Rücktritt machten die Runde.
"Mehr tot als lebendig", bezeichnet die Tageszeitung Il Fatto Quotidiano Ex-Premier Berlusconi. Angesichts des schlechtesten Wahlergebnisses seit der Parteigründung vor 20 Jahren wird fieberhaft nach einer Nachfolge des Cavaliere gesucht. Erneut wird seine 47-jährige Tochter Marina ins Spiel gebracht. Für Politkommentator Stefano Folli könnte die Unternehmerin als Nachfolgerin bei den nächsten Wahlen punkten.
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