Italien: Mitte-links-Block in der Krise

„Willkommen zurück, Opa Giorgio“, titelte die Turiner Tageszeitung La Stampa nach der Wiederwahl von Italiens Staatspräsidenten Giorgio Napolitano. Die Umzugskoffer im Quirinal waren bereits gepackt, in Kürze hätte der 87-Jährige in den Ruhestand treten sollen. Doch nachdem der Altmeister der italienischen Politik dem Drängen nach einer zweiten Amtszeit nachgab, wartet in diesen Tagen die nächste große Herausforderung: Napolitano muss erneut eine Beratungsrunde für die Bildung einer tragfähigen Regierung starten.
Vor einigen Wochen war der Ex-Kommunist an seiner Mission gescheitert. Er hatte daraufhin einen Weisenrat zur Ausarbeitung eines Reformprogramms, das ein neues Wahlgesetz, Wirtschaftsmaßnahmen und Kostenreduktion der Polit-Ausgaben vorsieht, eingesetzt.

„Verrat“
Bersani verlor zunehmend die Führung über seine Partei. Die internen Konflikte innerhalb der diversen Gruppierungen der Linken traten bei der Präsidentenwahl offen zutage. „Jeder Vierte unter uns hat Verrat geübt“, musste der erfolglose Parteichef nach dem Debakel seiner gescheiterten Präsidenten-Anwärter Marini und Prodi schließlich eingestehen. „In der Demokratischen Partei ist ein Selbstzerstörungsprozess im Gange, wo momentan jeder gegen jeden kämpft und großes Misstrauen herrscht“, so ein Polit-Beobachter.

Die Linkspartei SEL von Niki Vendola wendet sich jedenfalls vom Mitte-links-Bündnis ab und geht eigene Wege.
Zurzeit deutet alles darauf hin, dass es zu einer Mehrparteien-Regierung aus PD, Mitte-rechts-Allianz und dem Zentrumsblock von Mario Monti kommen könnte. Als mögliche Regierungschefs sind Ex-Premier Giuliano Amato oder Innenministerin Anna Cancellieri im Gespräch.
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