Drogenpolitik in der Kritik: Bologna verteilt gratis Crack-Pfeifen

Die italienische Stadt Bologna hat einen neuen Kurs in ihrer Drogenpolitik eingeschlagen: gratis Crack-Pfeifen. Das Pilotprojekt geht jetzt in die Testphase, Streetworker sollen die kleinen grünen Pfeifen an Konsumenten auf der Straße verteilen. Damit will die Stadtverwaltung Folgeerkrankungen von geteiltem Werkzeug eindämmen. Die neue Maßnahme stößt auf heftige Kritik und spaltet Italiens Politik. Die rechte Regierungspartei Fratelli d’Italia reichte bereits Beschwerde beim Rechnungshof ein.
3.500 Euro für 300 Aluminiumpfeifen
Bologna sieht sich mittlerweile mit einer steigenden Zahl an Crack-Konsumenten konfrontiert. Zuletzt betreute man 500 Betroffene. Mit dem Verteilen von gratis Crack-Pfeifen soll laut Stadtverwaltung Abhilfe geschafft werden. „Crack hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit“, erklärt Stadträtin Matilde Madrid. Nach einer anderthalbjährigen Vorbereitungsphase geht das Projekt jetzt in die Testphase. Die Stadt investiert rund 3.500 Euro für die ersten 300 Aluminiumpfeifen und stellt den Konsumenten zusätzlich Kits zur Analyse der Reinheit ihrer Substanzen zur Verfügung. Damit sollen Erkrankungen wie Infektionen, Blutungen und Tracheitis reduziert werden.
Das Pilotprojekt stößt auf scharfe Kritik, vor allem bei Italiens rechten Regierungsparteien. Der EU-Abgeordnete Stefano Cavedagna von der Partei Fratelli d‘Italia erklärte: „Wir zeigen Bürgermeister Matteo Lepore und die Stadtverwaltung wegen Anstiftung zum Drogenkonsum und -handel an. Kostenlos Crackpfeifen zu verteilen - und das auch noch mit dem Geld der Bürger - ist absolut inakzeptabel und jenseits jeder vernünftigen Entscheidung.“ Laut ihm sei es eine Anstiftung zur Kriminalität und Förderung des Drogenkonsums.
Rechnungshof prüft Beschwerde
Cavedagna zog zusammen mit dem Stadtkoordinator der Partei Fratelli d’Italia und Regionalrat Francesco Sassone sowie der Stadträtin Elena Foresti vor den italienischen Rechnungshof. „Die Verwaltung hat angeblich 3.500 Euro für den Kauf von Crack-Pfeifen ausgegeben“, erklärte Cavedagna auf einer Pressekonferenz. „Diese Entscheidung wirft Zweifel an der Rechtmäßigkeit und Angemessenheit der Verwendung öffentlicher Mittel für die Beschaffung von Geräten für den Konsum illegaler Drogen auf.“ Sie „widerspricht den Grundsätzen der ordnungsgemäßen Funktionsweise und Finanzverwaltung unserer Kommunalverwaltung“ argumentiert er.
Auch Italiens stellvertretender Ministerpräsident Matteo Salvini und Chef der Partei Lega zeigt sich empört in den sozialen Netzwerken: „Crackpfeifen, verteilt von der Stadt Bologna und finanziert aus Steuergeldern? Das ist Wahnsinn. Drogen bedeuten Tod und sind abscheulich. Sie müssen gestoppt, nicht gefördert werden.“
Bolognas Stadträtin Madrid verteidigt das Projekt: „Die Pilotphase hat gezeigt, dass der Einsatz geeigneter Hilfsmittel den Konsum sowie sekundäre Erkrankungen wie Blutungen, Tracheitis oder Infektionen - verursacht durch improvisiertes und gemeinsam genutztes Material - verringern kann. Deshalb weiten wir die Maßnahme aus“.
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