Mietskandal beschert Rom leere Gemeindekasse

Blick auf den Petersdom um wenig Geld
Eine Wohnung um zehn Euro pro Monat. Aber nur, wenn man gute Beziehungen hat.

Eine Wohnung mit Blick auf das Kolosseum – um zehn Euro. Ein Apartment an der Piazza Navona im Herzen Roms – um läppische 25 Euro. Eine Zwei-Zimmerwohnung in der Nähe des Petersdoms – acht Euro. Was nach Phantasiepreisen klingt, ist für Römer mit Beziehungen oder Verwandtschaft zu einflussreichen Politikern und Funktionären der Stadtverwaltung Realität.

"Affittopoli", der jüngste Mietskandal, wonach Traumwohnungen in Spitzenlage seit Jahrzehnten zu Schnäppchen-Preisen vermietet werden, sorgt in der italienischen Hauptstadt für Diskussionen.

"Die meisten Wohnungen hier werden von Verwandten von Parlamentsabgeordneten bewohnt. Wir wohnen zu sechst auf 80 Quadratmeter und zahlen für das Apartment unweit vom Petersplatz 136 Euro", erzählt eine Signora, die seit dreißig Jahren im Borgo Pio lebt. Das historische Viertel vor dem Vatikan ist begehrt. Sowohl Kauf- als auch Mietwohnungen sind nur schwer zu bekommen. Für eine 80 Quadratmeter-Wohnung in dieser prestigereichen Gegend betragen die marktüblichen Mietpreise rund 1600 bis 2000 Euro.

Der Skandal flog nach der Veröffentlichung des Berichts des neuen Sonderkommissars Francesco Paolo Tronca auf. Der frühere Mailänder Präfekt leitet seit dem erzwungenen Rücktritt von Bürgermeister Ignazio Marino im vergangenen Oktober in Rom die Amtsgeschäfte.

Die schwerverschuldete Gemeinde besitzt hunderte Immobilien in Traumlagen des historischen Zentrums. Diese brachten allerdings bisher überhaupt keine Einnahmen, kritisiert Tronca. Dadurch sei den Gemeindekassen ein riesiger Verlust in Millionenhöhe entstanden.

Weitere 700 Immobilien will die Stadt verkaufen – doch diesmal zu angemessenen Preisen.

Kommentare