Israelisches Kabinett billigt Gesetz gegen kritische NGOs

Justizministerin Ajelet Shaked gehört der ultrarechten Partei "Jüdisches Haus" an.
Regierungskritische Organisationen werden verpflichtet, die Namen ihrer Geldgeber aus dem Ausland zu nennen.

Das israelische Kabinett hat am Sonntag einen Gesetzesentwurf gebilligt, mit dem die Arbeit von aus dem Ausland finanzierten Bürgerrechtsgruppen streng geregelt werden soll. NGOs, die mehr als die Hälfte ihres Budgets aus dem Ausland erhalten, werden demnach dazu verpflichtet, in ihren Finanzerklärungen die Namen ihrer Geldgeber anzugeben und ihre Adressen den Behörden mitzuteilen. Der Gesetzentwurf wird nun dem Parlament zur Abstimmung vorgelegt.

Durch Spenden von Regierungen aus dem Ausland unterstützte Nichtregierungsorganisationen sollen künftig zudem - wie bereits Lobbyisten - besondere Plaketten tragen, wenn sie mit Vertretern von Parlamentsausschüssen zusammentreffen.

"Unverblümte Einmischung weitverbreitet"

Justizministerin Ayelet Shaked hatte dies damit begründet, die "unverblümte Einmischung fremder Regierungen in die Angelegenheiten Israels" sei "unerhört und weitverbreitet". Als Beispiel führte die national-religiöse Politikerin an, ein kritischer Untersuchungsbericht der UNO zum Gaza-Krieg 2014 habe sich auf Zeugnisse gestützt, die von drei israelischen Bürgerrechtsgruppen zusammengetragen wurden.

Israelisches Kabinett billigt Gesetz gegen kritische NGOs
Employees work at the offices of "Breaking the Silence" in Tel Aviv, Israel, December 16, 2015. An ultra-nationalist Israeli group has published a video accusing the heads of four Israel's leading human rights organisations, including "Breaking the Silence", of being "foreign agents" funded by Europe and supporting Palestinians "involved in terrorism". "Breaking the Silence" is an organization that collects anonymous testimony from Israeli soldiers. REUTERS/Baz Ratner TPX IMAGES OF THE DAY
Der Bildungsminister und Chef der Partei Jüdisches Heim, Naftali Bennett, ging Mitte Dezember gegen die Nichtregierungsorganisation ( NGO) "Breaking the Silence" vor. Er untersagte dem Zusammenschluss israelischer Soldaten und Veteranen, die gegen die Besatzung der palästinensischen Gebiete kämpfen und Übergriffe der Armee anprangern, in Schulen aufzutreten. Der Minister warf der NGO vor, "Lügen" zu verbreiten.

Viele linksgerichtete Nichtregierungsorganisationen in Israel erhalten öffentliche Fördermittel aus dem Ausland. Rechtsgerichtete Gruppen werden ebenfalls stark aus dem Ausland finanziert, oftmals aus den USA. Sie erhalten ihre Spenden in der Regel allerdings von reichen Privatleuten, was die Gesetzesinitiative nicht sanktionieren will.

"Hexenjagd auf NGOs"

Fünf israelische Bürgerrechtsgruppen hatten Anfang November vor einer Hexenjagd auf NGOs wegen deren Kritik an der Regierung gewarnt. Sie verwiesen darauf, dass sie schon jetzt alle Finanzquellen auf ihren Internetseiten offenlegen. Oppositionsführer Yitzhak Herzog von der Arbeitspartei beschuldigte die Justizministerin der Heuchelei, weil sie ihren eigenen Wahlkampf mit Auslandsspenden bestritten habe.

In den vergangenen Jahren wurden in Israel immer wieder Gesetzesinitiativen gestartet, um regierungskritische Organisationen die Finanzmittel zu kappen, sie stark zu besteuern oder öffentlich zu brandmarken. Auch wenn viele dieser Entwürfe letztlich nicht verabschiedet wurden, sieht die Vereinigung für Bürgerrechte in Israel (ACRI) dahinter das Ziel, ein stigmatisierendes Klima zu erzeugen.

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