Israel verlegte Panzertruppen an Grenze zu Syrien

Israeli soldiers walk past tanks near the border with Syria in the Israeli-occupied Golan Heights
Armee stellt sich wegen der instabilen Lage im Grenzgebiet auf Behandlung vieler verletzter Syrer ein.

Nach heftigen Angriffen im Süden Syriens haben Rebellen mehrere Orte kampflos an regierungstreue Truppen übergeben. Für mindestens acht Orte im Osten der umkämpften Provinz Daraa seien Abkommen unter Vermittlung Russlands erzielt worden, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Regierungstreue Medien zeigten am Sonntag Bilder feiernder Menschen, die syrische Fahnen schwenkten.

Den Menschenrechtsaktivisten zufolge kontrollieren Anhänger von Präsident Bashar al-Assad nun mehr als die Hälfte der Provinz. Zugleich gingen Verhandlungen über die verbliebenen Rebellengebiete Daraas weiter. Die Angaben der in Großbritannien ansässigen Beobachtungsstelle können von unabhängiger Seite kaum überprüft werden.

Angesichts der instabilen Lage im Grenzgebiet verlegte die israelische Armee weitere Panzer- und Artillerietruppen auf die Golanhöhen. Israels Streitkräfte seien auf mögliche Entwicklungen vorbereitet, teilte die Armee mit. Israel hatte die syrischen Golanhöhen 1967 erobert und später annektiert.

Iran-nahe Truppen

Die israelische Regierung befürchtet, dass Iran-treue Truppen bis an die Grenze vorrücken könnten, sollte die syrische Armee die Region vollständig einnehmen. Der Iran ist wie Russland im Bürgerkrieg ein wichtiger Verbündeter der syrischen Regierung.

"Im Hinblick auf den Süden Syriens werden wir weiter unsere Grenzen verteidigen", sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu. Israel werde im Rahmen seiner Möglichkeiten humanitäre Hilfe leisten, aber ein Eindringen auf sein Gebiet nicht dulden.

Die Stadt Daraa gilt als Wiege des Aufstands gegen Assad, der im März 2011 begann. Die Region um die Stadt gehört zu den letzten Rebellengebieten. Russland als Verbündeter der Regierung sowie die USA und Jordanien hatten sich vor einem Jahr auf eine Deeskalationszone für die Region geeinigt. Armee und Verbündete begannen jedoch vor mehr als zehn Tage mit Angriffen. Nach Angaben der Menschenrechtler kamen seitdem mehr als 125 Zivilisten ums Leben, vor allem bei syrischen und russischen Luftangriffen.

160.000 auf der Flucht

Die UN schätzen mittlerweile, dass dort rund 160 000 Menschen auf der Flucht sind. Hilfsorganisationen warnen, in Daraa könnte sich ein Szenario wie in Ost-Aleppo oder Ost-Ghouta wiederholen. Mit russischer Luftunterstützung hatten Regierungstruppen diese Gebiete wieder unter Kontrolle gebracht. Dabei starben jedoch Hunderte Zivilisten. Die Kämpfe legten große Teile der Gebiete in Schutt und Asche.

Angesichts der Lage stellt sich Israels Armee auf die Behandlung zahlreicher Verletzter aus dem feindlichen Nachbarland ein. "Wir bereiten uns darauf vor, dass mehr Verletzte kommen werden", sagte der Kommandant des Hilfsprogramms "Gute Nachbarschaft".

Rund 66.000 Menschen wurden nach UN-Angaben seit Beginn der Offensive zur Flucht in Richtung Jordanien gezwungen, das jedoch seine Grenze geschlossen hält. Am Samstag lieferte die jordanische Armee Hilfsgüter für die Vertriebenen jenseits der Grenze, wie eine Regierungssprecherin in Amman sagte. Die Lastwagen transportierten demnach vor allem Lebensmittel und Trinkwasser. Das kleine Jordanien beherbergt nach UN-Angaben 650.000 syrische Flüchtlinge, die Regierung geht aber von einer inoffiziellen Zahl von 1,3 Millionen Syrern aus, die seit 2001 ins Land kamen.

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