Netanjahu wählt große Worte – doch in der Bevölkerung regt sich Kritik

Ein zerstörtes Gebäude in Tel Aviv nach einem nächtlichen Raketenangriff der Hamas.
Die Glaubwürdigkeit des israelischen Ministerpräsidenten war schon vor dem Hamas-Angriff angeschlagen. Dieser versucht mit einer Ansprache, das lange Schweigen wieder gut zu machen.

aus Tel Aviv Norbert Jessen

"Dieser Krieg wurde uns von einem abscheulichen Feind aufgezwungen. Menschenbestien, die den Mord von Frauen, Kindern und Alten bejubeln." So eröffnete Israels Premier Benjamin Netanjahu seine erwartete Rede an die Nation am Abend des dritten Kampftages. Zu spät für die Tausenden Angehörigen der 900 Todesopfer (die Zahl steigt noch), 2.600 Verletzten und der verschleppten Geiseln, deren Zahl über 100 liegen soll. Sie sind verunsichert von Netanjahus langem Schweigen nach seiner kurzen lakonischen Mitteilung zum Kriegsbeginn am Samstagmorgen.

In der Nacht zum Dienstag wurden in Israel immer noch vereinzelte Terroristen am Gaza-Grenzgürtel angetroffen. Zudem wurde auch ein Tunnel entdeckt, der durch das unterirdische Stahlfundament der Sperranlage gebohrt wurde. Weitere Angriffe mit Raketen jagten auch am Dienstag die Bevölkerung Südisraels wieder in die Schutzräume, auch an der libanesischen Grenze im Norden. Im Süden hat Israels Armee 300.000 Reservisten mobilisiert. Auch die Luftangriffe Israels hämmern pausenlos auf den Gazastreifen ein.

Dort riet ein israelischer Armeesprecher den Bewohnern, über die nahe Grenze nach Ägypten zu flüchten. Sie stand am Dienstagmorgen noch offen. An die 600 Tote meldete am Dienstag der Rote Halbmond aus Gaza. Fast 200.000 Menschen sind auf der Flucht. 

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