Irans Jugend beklagt Hürden nach Europa

Eine Gruppe von Männern und Frauen posiert für ein Gruppenfoto.
Außenminister Kurz traf Jugendliche und den Präsidenten und scheiterte im Internet.

Internet-Surfen im Iran ist ein Hürdenlauf. Apps und Seiten, die noch in Istanbul problemlos aufgehen, erzeugen hier nur ungewohnte Standbilder: ein paradiesischer Garten, eine Szene mit bunten Vögeln oder nur ein schlichtes Standbild mit persischen Schriftzeichen. Was ins Netz darf und was draußen bleiben muss, entscheidet allein der staatliche Internet-Provider. Es ist ein selbstbewusster Akt der Zensur: Der Staat habe dafür zu sorgen, so die Begründung, seine Bürger vor schädlichen Einflüssen aller Art zu schützen.

Für junge Leute in Teheran ist das im Alltag aber ihr geringstes Problem. Mit dem Internet-Anschluss wird gegen einen Aufschlag unter der Hand die Umgehung der staatlichen Sperren mitverkauft. Sie leiden vielmehr darunter, dass sie so zwar alles von der Welt sehen, aber nur sehr wenig von dem haben können, was sie wollen.

Traum und Wirklichkeit

Zwei Männer besichtigen einen reich verzierten Kuppelbau mit Wandmalereien.
APA18101592-2 - 28042014 - TEHERAN - IRAN: ZU APA-TEXT AI - Außenminister Sebastian Kurz (2.v.l.) besucht am Montag, 28. April 2014, im Rahmen eines Arbeitsbesuchs im Iran den Palast des 1979 vertriebenen Schah Mohammed Reza Pahlavi in Teheran. APA-FOTO: DRAGAN TATIC
Die Themen, mit denen eine Gruppe iranischer Jugendlicher und junger Erwachsener Sebastian Kurz beim Gedankenaustausch konfrontieren: Die jungen Iranis wollen etwas von der Welt sehen. Aber die Hürden in Europa, ein Visum fürs Studium zu bekommen, werden immer höher, beklagen einige. Trotz Zusage einer Uni, verlange das mögliche Gastland oft immer neue Unterlagen, um dann doch nicht mehr zeitgerecht etwas von sich hören zu lassen. Rar sind auch gute Jobs in der Heimat. "Das wahre Problem ist aber, dass die Menschen im Iran nicht lesen. Keine Bücher, keine Magazine." Unausgesprochen bleibt, was der Mittzwanziger damit sagen will: Mangels Aufklärung breiter Bevölkerungsschichten könne das Regime mit der Mehrheit weiter machen, was es wolle.

Der 27-jährige Außenminister nahm sich gut eine Stunde Zeit, um abseits der hochoffiziellen Termine "Vertreter der Zivilgesellschaft" zu treffen. Unaufdringlich, aber effizient moderierte Kurz die Gesprächsrunde mit den Gleichaltrigen, die anfangs aus dem Staunen nicht herauskommen, dass ihnen hier der Außenminister gegenübersitzt.

Zum Abschluss seines zweieinhalbtägigen ersten Besuchs im Iran traf Kurz am Montag Präsident Hassan Rohani und Ex-Präsident Ali Rafsandjani, heute Präsident des Schlichtungsrates. Rohani erneuerte seine Einladung an seinen österreichischen Amtskollegen Heinz Fischer.

Sebastian Kurz und Hassan Rohani schütteln sich die Hände.
APA18101556-2 - 28042014 - TEHERAN - IRAN: ZU APA-TEXT AI - Außenminister Sebastian Kurz (l.) trifft am Montag, 28. April 2014, im Rahmen eines Arbeitsbesuchs im Iran mit Präsident Hassan Rohani (Rouhani) in Teheran zusammen. APA-FOTO: DRAGAN TATIC
Signale der Lockerung in Sachen Menschenrechte wurden den Österreichern am Rande der offiziellen Gespräche signalisiert. Achtzig Prozent der Todesstrafen werden allein wegen Drogendelikten verhängt, meist also gegen Jugendliche. Hier denkt der Iran ernsthaft über Änderungen nach.

Das Thema Internet holte Sebastian Kurz im Iran zuletzt auch persönlich ein. Er wollte Bilder von seiner ersten Iran-Reise auf Facebook und Twitter hochladen und scheiterte daran, dass beide sozialen Medien im Iran gesperrt sind. Allen Fragen danach wich der offizielle Iran nur diplomatisch aus: Die Türkei und China hätten größere Schwierigkeiten mit Twitter & Co als der Iran.

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