Iran nimmt Urananreicherungsanlage wieder in Betrieb

Iran nimmt Urananreicherungsanlage wieder in Betrieb
Das Werk war im Zuge des Wiener Abkommens auf Eis gelegt worden. Rouhani kündigt weitere Reduzierung von Atomverpflichtungen an.

Im Konflikt um das internationale Abkommen zur Verhinderung einer iranischen Atombombe droht eine neue Eskalation. Der Iran hat einen weiteren Schritt zur Abkehr vom internationalen Atomabkommen angekündigt. Sein Land werde die Urananreicherung in der Anlage Fordow wieder aufnehmen, sagte Staatschef Hassan Rouhani am Dienstag. Die 180 Kilometer südlich von Teheran gelegene Anlage war im Zuge des 2015 geschlossenen Wiener Abkommens auf Eis gelegt worden.

Beschleunigung der Anreicherung

Der Iran arbeitet nach Angaben des Atomchefs Ali Akbar Salehi inzwischen mit schnelleren Zentrifugen, die den Prozess der Urananreicherung wesentlich beschleunigen sollen.

Die seit September genutzten neuen Geräte seien zehn Mal schneller als die alten IR-1-Zentrifugen, deren Betrieb eingestellt worden sei, sagte Salehi, der auch Vizepräsident des Landes ist, am Montag im Staatssender Irib. Salehi verkündete die neuen Schritte exakt am 40. Jahrestag der Besetzung der US-Botschaft in Teheran. Die US-Regierung nutzte diesen Tag auch für ein Signal Richtung Iran und verhängte neue Sanktionen.

Urananreicherung ist gefährlich. Mit dem richtigen Know-how und modernen Zentrifugen lässt sich Uran mittel- oder langfristig bis 90 Prozent anreichern, was dann auch den Bau einer Atombombe ermöglichen würde.

Nach dem mühsam ausgehandelten internationalen Atomabkommen von 2015 darf die Islamische Republik nur die ältere Generation der Zentrifugen (IR-1) nutzen, Uran lediglich auf 3,67 Prozent anreichern und nicht mehr als 300 Kilogramm an Uranbestand haben. Die auf 3,67 Prozent begrenzte Urananreicherung war einer der Kernpunkte des Wiener Vertrags, um den Bau iranischer Nuklearwaffen zu verhindern.

Abkommen scheibchenweise entsorgt

Die USA waren im Mai 2018 einseitig aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran von 2015 ausgestiegen. Seither verletzte der Iran in drei Schritten Bestimmungen des Abkommens. Ende der Woche soll Phase vier beginnen. Dann wäre der Atomdeal akut in Gefahr.

Teheran fordert die Aufhebung der US-Sanktionen, die dem Land zusetzen und eine Wirtschaftskrise ausgelöst haben. Die US-Regierung will die Führung in Teheran mit harten Sanktionen zwingen, das Abkommen neu auszuhandeln und härteren Auflagen zuzustimmen. Die verbliebenen Vertragspartner - China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Russland - befürchten, dass der Iran ganz aus dem Abkommen aussteigen und unbegrenzt Uran anreichern könnte.

Neuer Bericht

Spätestens kommende Woche will die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien ihren neuesten Bericht über das iranische Atomprogramm vorlegen. Salehi verkündete die neuen Schritte im Atomkonflikt exakt am 40. Jahrestag der Besetzung der US-Botschaft in Teheran im Zuge der islamischen Revolution. Mit dem Slogan "Nieder mit den USA" verurteilten Teilnehmer staatlich organisierter Kundgebungen am Montag die Politik der Vereinigten Staaten. Am Ende wurde eine US-Fahne verbrannt. Die Kundgebungen wurden auf mehreren Fernsehkanälen live übertragen.

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