Indien: Das größte Demokratie-Ereignis aller Zeiten

Sonia Gandhi winkt aus einem mit Rosenblättern bedeckten Auto einer Menschenmenge zu.
Mehr als 800 Millionen Inder küren ab Sonntag in neun Wahltagen bis Mitte Mai eine neue Regierung.

Einen größeren Urnengang als die am Sonntag beginnenden Parlamentswahlen in Indien hat die Welt noch nicht gesehen: Mehr als 815 Millionen Inder – weit mehr als die gesamte Bevölkerung Europas – sind aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Wegen der rasant steigenden Bevölkerungszahl auf dem Subkontinent sind dies 100 Millionen Menschen mehr als beim Urnengang vor fünf Jahren.

Um den Massenansturm in der größten Demokratie der Welt logistisch überhaupt bewältigen zu können, muss die Wahl über fünf Wochen verteilt an insgesamt neun Wahltagen abgewickelt werden. Erst frühestens Mitte Mai wird damit das Wahlergebnis klar sein. So gut wie fest steht aber schon jetzt, dass es eine herbe Niederlage für die regierende Kongress-Partei und Premier Manmohan Singh werden dürfte.

Auch wenn der Name Gandhi in Indien noch immer für Millionen Stimmen bürgt, herrscht bei der Mehrheit der Inder bittere Enttäuschung über die schwachen Ergebnisse des Gandhi-Clans. Als Chefin der Kongress-Partei zeigte Sonia Gandhi keine Durchsetzungskraft, und auch ihr Sohn Rahul Gandhi vermochte als Jung-Politiker kaum jemanden zu überzeugen: Eine Dreiviertelmilliarde Menschen lebt immer noch unter der Armutsgrenze von 1 Euro pro Tag, während die endemische Korruption das Land auffrisst.

Als sicherer Sieger der Marathon-Wahl wähnt sich indessen bereits der Nationalist Narendra Modi. Doch der Spitzenkandidat der Bharatiya Janata Party (BJP) ist alles andere als unumstritten. Viele schreiben ihm die Hauptverantwortung für die anti-islamischen Pogrome des Jahres 2002 im Bundesstaat Gujarat zu, bei denen fast zweitausend Menschen umgebracht wurden.

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