In Italien wird wieder über Abtreibungen gestritten
In Rom ist erneut eine Debatte in Sachen Abtreibungsrecht entbrannt. Öl ins Feuer goss die Regierungspartei Fratelli d'Italia der rechtspopulistischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Sie fordert, dass die Regionen, die für das Gesundheitssystem zuständig sind, bei der Organisation der Abtreibungsberatungsstellen auch Verbände involvieren sollen, die "über qualifizierte Erfahrung im Bereich Stützung der Mutterschaft" verfügen.
Gemeint sind dabei Verbände, die Frauen überzeugen könnten, auf einen Schwangerschaftsabbruch zu verzichten. Die Initiative der Partei löste Protest der Oppositionsparteien aus. Der Verband "Pro Vita & Famiglia", der sich gegen den Schwangerschaftsabbruch in Italien einsetzt, betonte, dass die Beratungsstellen "zu ihrer ursprünglichen Funktion" zurückkehren sollten, nämlich Frauen eine Alternative zur Abtreibung zu bieten. Ein Gesetz aus dem Jahr 1978 erlaubt die Abtreibung in den ersten 90 Tagen der Schwangerschaft.
Zugang zu Abtreibungen schwierig
Der Zugang zu Abtreibungen ist in Italien oft schwierig, weil zahlreiche katholische Ärzte in den Krankenhäusern eine Abtreibung ablehnen. In vielen Regionen sind es 80 bzw. 90 Prozent der Ärzte, die Schwangerschaftsabbrüche verweigern. Meloni wiederholte zuletzt, dass sie das Abtreibungsgesetz zwar nicht ändern werde, aber klar machen wolle, dass es "andere Möglichkeiten zum Schwangerschaftsabbruch" gebe.
Für Aufsehen sorgte auch der altgediente Talkshowmaster und Starjournalist Bruno Vespa wegen seiner am Donnerstagabend von Rai ausgestrahlten Sendung "Porta a Porta" zum Thema Abtreibung. Für Aufregung sorgte die Tatsache, dass in der Talkshow nur männliche Experten bei der Diskussion über die aktuelle Abtreibungsdebatte in Italien auftraten. Rai-Chefin Marinella Soldi kritisierte Vespa und "erinnerte an die fundamentale Rolle der öffentlich-rechtlichen TV- und Rundfunkanstalt, insbesondere bei einem so sensiblen Thema, das Frauen direkt betrifft".
Vespa erwiderte, dass alle weiblichen Kommentatoren, die in die Sendung eingeladen wurden, nicht zur Verfügung gestanden wären. Er wies den Vorwurf zurück, weiblichen Gästen zu wenig Raum bei seinen Politshows zu geben.
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