Hunderte Festnahmen: Großaktion gegen Erdogan-Kritiker

Der türkische Präsident Tayyip Erdogan
Es geht um angebliche Verbindungen zum islamischen Prediger Gülen. Es gab landesweite Razzien.

Hunderte Menschen sind am Dienstag wegen angeblicher Verbindungen zum islamischen Prediger Fethullah Gülen in der Türkei festgenommen worden.

Zuvor waren laut Ankaras Staatsanwaltschaft die Namen von 1112 Menschen, gegen die in diesem Zusammenhang ermittelt wird, an Behörden in 75 Provinzen des Landes gesandt worden.

Gülen und der Militärputsch von 2016

641 Verdächtige seien festgenommen worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. In Justizkreisen war 729 Festnahmen die Rede, allerdings hieß es: "Wir wissen nicht, ob die Menschen, deren Namen wir weitergegeben haben, nur vernommen oder festgenommen werden."

Gülen und seine Anhänger werden von der türkischen Regierung für den versuchten Militärputsch von Juli 2016 verantwortlich gemacht.

Die Gesuchten sollen nach Angaben von Anadolu im Jahr 2010 bei dem Polizeikommissar-Examen betrogen haben. Demnach hätten sie die Prüfungsfragen vorher erhalten.

Experten gehen davon aus, dass die Gülen-Bewegung im großen Stil Prüfungsfragen für die Polizei- oder Offizierslaufbahn besorgt hat, um ihren Anhängern eine Position im gehobenen Staatsdienst zu verschaffen. So habe die Bewegung es geschafft, den türkischen Staat zu unterwandern.

Tausende Festnahmen und Entlassungen

Die landesweite Razzia ist eine der größten der vergangenen Monate. Noch immer gibt es fast wöchentlich Razzien gegen die religiöse Bruderschaft. Nur in der vergangenen Woche wurden laut Anadolu mehr als 370 mutmaßliche Gülen-Unterstützer festgenommen.

Seit dem gescheiterten Putschversuch wurden mehr als 140.000 mutmaßliche Gülen-Anhänger aus Militär, Polizei, Justiz und Verwaltung festgenommen oder entlassen. Gülen, der in den USA im Exil lebt, weist die Vorwürfe gegen ihn vehement zurück.

Gülen und Erdogan

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte erst vor kurzem gesagt, dass der Kampf gegen die Gülen-Bewegung noch lange nicht vorbei sei. Fethullah Gülen und Erdogan waren lange Verbündete. Ein Zerwürfnis um Machtfragen wurde 2013 öffentlich, seitdem sind die beiden verfeindet.

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