Homo-Ehe in Frankreich abgesegnet

Eine Frau und ein Kind stehen auf einem Balkon mit einem Regenbogen-Regenschirm und einem Schild mit der Aufschrift „Oui“.
Das umstrittene Gesetzesvorhaben der Sozialisten wurde vom Parlament beschlossen.

Heiraten und Kinder adoptieren – in Frankreich ist das künftig nicht mehr nur heterosexuellen Paaren vorbehalten. Das Parlament beschloss am Freitag endgültig das Wahlversprechen von Präsident Francois Hollande. Das Vorhaben war zuvor stark umstritten, diverse Großdemonstrationen hatten für oder gegen die Homo-Ehe Stimmung gemacht. Für den 26. Mai ist eine neue Großdemonstration in Paris geplant.

Besonders die Möglichkeit für schwule und lesbische Paare, Kinder zu adoptieren, war von Konservativen und Kirchenvertretern stark kritisiert worden. Die Gegner des Gleichstellungspakets hatten allerdings keine Mehrheit. Der Artikel war im Kern bereits in der Nacht zum Mittwoch vom Senat, angenommen worden. Die zweite Lesung in der Nationalversammlung ist nun reine Formsache. Steuerlich waren homosexuelle Paare schon zuvor heterosexuellen Ehepartnern gleichgestellt, sofern sie den zivilen Solidaritätspakt Pacs geschlossen haben.

Mit dem nunmehrigen Beschluss reiht sich Frankreich in die Liste der europäischen Staaten, die die Homo-Ehe bereits eingeführt haben:

NIEDERLANDE: Schwule und lesbische Paare erhalten in den Niederlanden durch die Heirat dieselben Rechte und Pflichten wie heterosexuelle Paare. Alle Ehen sind steuerlich sowie in Adoptionsfragen völlig gleichgestellt.

DÄNEMARK: Gleichgeschlechtliche Paare können sich hier seit Sommer 2012 auch kirchlich trauen lassen. Sie werden seitdem amtlich auch Ehepaare genannt. Damit haben die Dänen die völlige Gleichstellung homosexueller Paare abgeschlossen, die 1989 mit der weltweit erstmaligen Zulassung "registrierter Partnerschaften" begonnen hatte. Danach folgten schrittweise die Gleichstellung beim Erb- und Adoptionsrecht. Steuerlich sind homosexuelle Paare den heterosexuellen ohnehin gleichgestellt, weil es in Dänemark kein Ehegattensplitting gibt.

SPANIEN: Seit 2005 ist die Homo-Ehe legalisiert und rechtlich mit der Ehe von Mann und Frau völlig gleichgestellt. Damit gibt es auch bei der steuerlichen Behandlung keine Unterschiede. Auch die Adoption von Kindern ist gleichgeschlechtlichen Ehepaaren erlaubt.

BELGIEN: Homosexuelle Paare haben praktisch dieselben Rechte wie Heterosexuelle. Die Ehe zwischen Gleichgeschlechtlichen ist dort seit 2003 erlaubt, die Adoption von Kindern seit 2006.

SCHWEDEN: Als Vorreiter beim Adoptionsrecht erlaubt das Land seit Mai 2009 homosexuellen Paaren, standesamtlich oder kirchlich zu heiraten. Seit 1995 bestand dort bereits die Möglichkeit zur eingetragenen Partnerschaft.

Eingetragene Partnerschaften gibt es in folgenden Ländern:

ÖSTERREICH: Homosexuelle Paare dürfen in Österreich nicht heiraten. Seit 2010 ermöglicht die eingetragene Partnerschaft die staatliche Anerkennung der Beziehung. Die Paare erhalten damit mehr Rechte und Pflichten, wie etwa den Anspruch auf Pensionen oder Unterhaltszahlungen. Eine Gleichstellung mit der Ehe ist es aber nicht: Adoptionen oder künstliche Befruchtung sind per Gesetz verboten. Homosexuelle Paare sollen aber nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) ab dem kommenden Jahr Stiefkinder adoptieren dürfen.

TSCHECHIEN: Das Land ermöglicht gleichgeschlechtlichen Paaren seit 2006, eine eingetragene Partnerschaft einzugehen. Ex-Präsident Vaclav Klaus hatte sich dagegen gestellt, wurde aber vom Parlament überstimmt. Steuerliche Freibeträge können eingetragene Partner im Gegensatz zu verheirateten Ehepaaren nicht in Anspruch nehmen. Bei der Erbschaftssteuer werden sie bessergestellt als nicht registrierte Partner, aber schlechter als verheiratete Ehepaare. Die Zahl der eingetragenen Partnerschaften von Homosexuellen in Tschechien wird auf knapp 1.400 geschätzt.

GROSSBRITANNIEN: Das britische Unterhaus stimmte Anfang Februar für die Einführung der Homo-Ehe. Dem Gesetzesvorhaben zufolge, dem das Oberhaus noch zustimmen muss, sollen sich Schwule und Lesben standesamtlich trauen lassen dürfen. Den meisten Kirchen wird freigestellt, ob sie die Homo-Ehe zulassen wollen, in der dominierenden Anglikanischen Kirche soll sie jedoch verboten bleiben. Bisher gibt es in Großbritannien eine "bürgerliche Partnerschaft", die Homosexuellen seit 2005 dieselben Rechte bei Adoption, Erbschaft, Arbeit und Rente zugesteht wie Heterosexuellen.

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