Großbritannien: „Demokratie für Macht riskiert“

Großbritannien: „Demokratie für Macht riskiert“
Harte Kritik in Großbritannien von Konservativen an Ex-Kanzler Kurz, Vergleiche zwischen Strache und Farage.

An sich sind die Briten viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um innenpolitische Belange kleiner europäischer Länder zu verfolgen. Doch der Kuriositätswert der Ibiza-Affäre und die sich simultan entspinnenden Regierungskrisen in Wien und London – da die Entmachtung von Sebastian Kurz, dort Theresa Mays Rücktrittserklärung – inspirieren britische Medien zu allerlei Vergleichen, mit Österreich in der abschreckenden Rolle.

Auf „Conservative Home“, dem strategischen Online-Organ der Konservativen, fand der pro-europäische Kommentator Garvan Walshe besonders scharfe Worte für den per Misstrauensantrag abservierten Kanzler Kurz. Der „extrem junge“ Regierungschef habe sich bloßgestellt: „Bestenfalls als naiv, schlimmstenfalls als ein Mann, der die österreichische Demokratie für ein paar Jahre an der Macht riskiert hat.“

Auch die britischen Konservativen hätten sich von nationalistischen Populisten einlullen lassen, so Walshe. Tatsächlich verbinde den Brexit-Demagogen Nigel Farage und sein Gegenstück Strache, dass beide „Politik als eine Art privates Unternehmen“ betrachteten: „Sie haben die zentrale politische Taktik des sozialisistischen Populismus – das Geld anderer Leute auszugeben – übernommen und privatisiert.“ Im Evening Standard wiederum zog Kolumnistin Anne McElvoy eine Parallele zwischen Kurz’ Rhetorik zum Thema illegale Einwanderung und der harten Brexit-Linie des als Mays Nachfolger gehandelten Boris Johnson. Ein Flirt mit dem Populismus sei zwar verlockend, aber: „Die Erregung hält nicht an, und die Flecken sind teuflisch schwer wegzukriegen.“ Die Ernennung von Übergangskanzlerin Bierlein kümmerte die Briten kaum.

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