Pavlopoulos: "Es ist eine Art Sklavenhandel"

Pavlopoulos: Türkei muss Menschenschmugglern das Handwerk legen.
Griechischer Staatspräsident klagt türkische Hafenbehörden an.

Schon vor seiner Ankunft in Berlin am Montag streute der griechische Präsident Prokopis Pavlopoulos der wegen ihrer Flüchtlingspolitik stark unter Beschuss geratenen Kanzlerin Rosen. Angela Merkels "Kurs ist tapfer. Dies impliziert natürlich einen hohen politischen Preis", sagte Pavlopoulos in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Die Kanzlerin habe mit ihren Entscheidungen Deutschland und Europa viel gegeben und sie sollte so weitermachen, findet der Grieche: "Merkel ist eine große Politikerin. Und die Geschichte wird das beweisen."

Mit Flüchtlingsagenden war der 65-Jährige, der seit knapp einem Jahr Staatspräsident ist, früher selbst betraut: 2004 bis 2009 als Innenminister unter dem konservativen griechischen Premier Kostas Karamanlis.

In der aktuellen Krise drängt Pavlopoulos darauf, dass Europa gemeinsam Wege zur Begrenzung des Flüchtlingsstroms findet. Dazu gehöre auch, dass die Türkei den Zustrom von Flüchtlingen in die EU eindämmt, was aber nicht geschehe, kritisiert der Grieche: "Vor allem die Hafenbehörden tun so, als ob sie nichts mitbekämen. Es gibt Fälle, in denen Schmugglern geholfen worden sein soll. Wir haben Beweise dafür. Es ist eine Art Sklavenhandel. Ich zögere nicht, dieses Wort auszusprechen: Sklavenhandel." So lange die Türkei nicht ihren Teil der Abmachungen mit der EU einhalte, werde Griechenland auch nicht seinen Teil an den zugesagten drei Milliarden Euro für die Türkei zahlen.

Das hat der Grieche auch bei seinen Treffen gestern mit Kanzlerin Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck deponiert. Griechenland habe die Infrastruktur, die Hotspots zur Registrierung und die Unterkünfte für Flüchtlinge fertiggestellt, aber ohne Hilfe der Türkei werde das wohl auch nicht reichen.

Beim gemeinsamen Mittagessen im Schloss Bellevue in Berlin betonte denn auch Gauck: "Ohne gesamteuropäische Lösungen werden wir die jetzige Situation nicht bewältigen können. Deshalb gilt es, Solidarität zu gewährleisten und zugleich Solidarität anzunehmen." Die Länder Europas dürften sich nicht wechselseitig die Probleme überlassen, etwa bei der Sicherung der Außengrenzen. "Wir haben nun die Wahl: Uns von der schieren Größe der Aufgabe lähmen zu lassen oder daran zu wachsen. Für mich ist klar: Es muss darum gehen, an den Herausforderungen zu wachsen."

Große Opfer

Der deutsche Bundespräsident nutzte den Staatsbesuch, um die großen Opfer der griechischen Bevölkerung in der Finanz- und Schuldenkrise anzusprechen und zu würdigen. Die Bundesrepublik stehe nach wie vor Seite an Seite mit Griechenland. Die Zukunft des Landes liege in Europa und im Euro, betonte Gauck.

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