Varoufakis, der "Zocker": Raue Töne in Eurogruppe

Yan Varoufakis spricht vor einem Hintergrund mit dem Logo der lettischen EU-Ratspräsidentschaft.
Griechischer Finanzminister soll von Amtskollegen als "Glücksritter" und "Amateur" kritisiert worden sein.

Wohin Griechenland steuert, steht noch immer in den Sternen: Die Eurogruppe hat am Freitag in Riga wieder keine Einigung mit Griechenland erzielt. Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem erklärte nach der Sitzung, es habe zwar in jüngster Zeit positive Zeichen gegeben. Doch seien die Differenzen, die es noch immer zu überbrücken gelte. "Wir sind uns im Klaren, dass die Zeit davonläuft", so Dijsselbloem.

Die Sitzung dürfte zudem von rauen Tönen geprägt gewesen sein - und zwar deutlich hitziger als in den offiziellen Stellungnahmen. In EU-Ratskreisen hieß es, dass Varoufakis wegen des Dauerstreits mit dem Rest der Eurozone als "Glücksritter", "Zeitverschwender", "Zocker" oder "Amateur" sowie als "verantwortungslos" und "dilettantisch" kritisiert wurde.

Erneut Liste gefordert

Dijsselbloem forderte bei der Tagung der Eurogruppe am Freitag in Riga neuerlich die Vorlage der "umfassenden detaillierten Reformliste" von Griechenland ein. Dies sei die Grundlage, um einen Abschluss erzielen zu können. EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Pierre Moscovici meinte, "wir sind etwas vorangekommen". Allerdings, so Moscovici, "sind wir von einem globalen Ansatz noch entfernt". Die Fortschritte der vergangenen Tage seien nicht ausreichend gewesen. Die Reformen seien auch wichtig, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und Arbeitsplätze zu schaffen. "Jedenfalls müssen wir beschleunigen, ab heute. Wir müssen ständig beschleunigen und noch mehr Bemühungen unternehmen. Es gibt keine andere Wahl", betonte der Kommissar. Es sei das Ziel zu erreichen, ein stabiles Griechenland, gut verankert in der Eurozone, zu haben. "Da muss jetzt die griechische Regierung agieren. Die haben keine Zeit mehr".

Dijsselbloem betonte, eine "umfassende Einigung ist erforderlich, bevor eine Auszahlung stattfinden kann". Er gehe allerdings weiterhin von einer Einigung aus, "in jüngster Zeit gab es positive Zeichen". Eine Teilauszahlung von Hilfsgeldern an Griechenland ohne vorherige Einigung mit der Währungsunion hat er indessen ausgeschlossen - Geld an Athen könne es nur bei einer vollständigen Einigung geben. "Es ist schwierig, über die Zukunft zu sprechen, wenn man sich nicht einmal über einen Viermonatszeitraum verständigen kann", so Dijsselbloem zu dem Ende Juni auslaufenden zweiten Hilfsprogramm und einer im Raum stehenden Diskussion über ein allfälliges drittes Rettungspaket. "Die Zeit geht zu Ende. Wir haben bald Ende Juni. Das ist das Ende der Verlängerung." Eine Sondersitzung der Eurogruppe sei derzeit nicht geplant.

Varoufakis stellte Zugeständnisse in Aussicht

Nach Einschätzung von Finanzminister Yanis Varoufakis sind die Verhanldungen in den vergangenen Wochen zwar vorangekommen, aber: "Wir sind uns einig, dass eine Vereinbarung schwierig wird", räumte Varoufakis am Freitag in Riga ein.

Eine Einigung werde aber kommen. "Es wird schnell passieren, weil das die einzige Option ist, die wir haben." Zugleich kritisierte der Minister einzelne Forderungen der internationalen Gläubiger, unter anderem die nach einem Gesetz zu Zwangsversteigerungen.

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