Varoufakis: Der teilentmachtete "Amateur"

Zwei Männer stehen vor einem Gebäude mit Säulen und einer Statue.
Warum Premier Tsipras Finanzminister Varoufakis von den Gläubigern abzieht.

Beim Wegfahren vom Maximum Mansion, dem Amtssitz des griechischen Premiers Alexis Tsipras, hat Finanzminister Yanis Varoufakis am Wochenende nicht wie sonst üblich den Schaulustigen und Journalisten auf der Straße zugewunken. Nachdem er seinem Chef über das Eurogruppen-Treffen in Riga berichtet hatte, machte er sich schnell auf seinem Motorrad davon. Vielleicht hat er schon damals erfahren, dass ihn der Premier diese Woche entmachten würde.

Damit will Athen Gläubigern seinen guten Willen zeigen, meinen Beobachter. In Riga wollte Athen seine Gläubiger überreden, dem Land die restlichen 7,2 Mrd. Euro aus dem Finanzhilfepaket zu überweisen. Das Treffen endete als Desaster: Seine EU-Kollegen gaben dem griechischen Finanzminister zu verstehen, dass er „Amateur“ sei, und beschuldigten ihn der Zeitverschwendung.

Chemie stimmte nicht

Gleich nach seinem Amtsantritt im Jänner war Varoufakis durch sein auffälliges Auftreten und großes Ego zu einer Art internationalem Medienstar geworden. Die Chemie zwischen dem Uni-Lehrer und seinen EU-Kollegen hat darunter von Beginn an gelitten. Das sah man schon beim ersten Gespräch mit Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem in Athen, der Varoufakis die Hand nicht schütteln wollte. Umgekehrt fühlte sich Varoufakis in letzter Zeit offenbar immer unwohler im Kreise seiner Kollegen: Griechische Medien berichten, dass er in Riga zum offiziellen Abendessen gar nicht erst erschienen sei.

Nun soll also der stellvertretende Außenminister Euclid Tsakalotos die Verhandlungen mit den Gläubigern koordinieren. Laut seinem Büro sei das keine große Veränderung, da alle bisherigen Mitglieder im Team blieben. Aber selbst Tsipras gab zu, dass Varoufakis Probleme mit seinen Kollegen aus der Eurogruppe habe.

Künftig soll sich Varoufakis nur um die politische Seite der Verhandlungen kümmern und zu den Eurogruppe-Treffen reisen. „Der Premier hat aus dem Ausland Beschwerden über seinen Finanzminister bekommen, wollte ihn aber nicht kündigen, damit es nicht aussieht, als ob er dem externen Druck nachgeben würde“, sagt der Politologe George Tzogopoulos zum KURIER.

Tsakalotos gilt als das Gegenteil von Varoufakis. Er ist in Holland geboren, hat in Oxford studiert und genießt einen guten Ruf in Brüssel. Früher war er auch Mitglied der konservativen Nea-Dimokratia-Regierung von Antonis Samaras. Tsakalotos unterrichtete Wirtschaft an der Athener Universität und gilt als ruhig, fast schüchtern, aber mit scharfem Verstand.

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