Schwung bei Gesprächen mit Athen
Es gibt ab und zu auch gute Nachrichten: Der Internationale Währungsfonds sieht Anlass zur Hoffnung in den Gesprächen mit Griechenland. "Seit einigen Tagen ist ein wenig mehr Schwung gekommen in die Verhandlungen zwischen den drei Institutionen und der griechischen Regierung gekommen", sagte IWF-Europa-Chef Poul Thomsen dem Handelsblatt. "Das ist eine gute Entwicklung und gibt Anlass zur Hoffnung." Man sei aber noch "weit vom Ziel entfernt". Die Verhandlungen müssten noch deutlich mehr Schwung bekommen, wenn eine rechtzeitige Einigung gelingen solle.
Die Finanzmittel der griechischen Regierung würden vielleicht bis Juni reichen, sagte Thomsen. Die Tilgungslasten, die dann auf das Land zukämen, seien sehr groß. "Wir brauchen vorher eine Einigung, damit weitere Hilfskredite ausgezahlt werden können." Die Risiken, die mit einem Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone ("Grexit") verbunden wären, sollten nicht unterschätzt werden. "Niemand sollte denken, dass ein Grexit ohne Probleme wäre", sagte Thomsen. Europa sei heute zwar in einer stärkeren Position, wäre natürlich aber auch Risiken ausgesetzt. "Sie würden von der wirtschaftspolitischen Antwort abhängen, die die europäischen Regierungen nach einem Grexit gäben."
"Spiel mit dem Feuer"
Auch nach Einschätzung der griechischen Regierung würde ein Grexit für andere Länder des Währungsraums erhebliche Risiken mit sich bringen. "Jeder, der darauf setzt, dass die anderen Länder überleben, wenn man ein Stück von der Euro-Zone abschneidet, der spielt mit dem Feuer", sagte Finanzminister Yanis Varoufakis dem spanischen TV-Sender La Sexta in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview, das allerdings schon vor zehn Tagen aufgenommen wurde.
Manche Leute glaubten, der Rest Europas sei von Griechenland abgeschottet und die Europäische Zentralbank habe Werkzeuge, um Griechenland abzutrennen, sagte Varoufakis. Er zweifele aber sehr daran, dass das der Fall sei. Sobald den Menschen klar werde, dass die Währungsunion nicht beendet sei, würden zudem Spekulationen beginnen, wer der nächste Austritts-Kandidat sei.
EZB-Chef Mario Draghi hatte am Samstag in Washington gesagt, die Eurozone sei inzwischen besser vorbereitet auf ein mögliches Übergreifen einer griechischen Krise auf andere Länder des Währungsraums als noch 2010, 2011 oder 2012. Auch der französische Finanzminister Michel Sapin hatte erklärt, man sei ganz sicher nicht mehr in der gleichen Situation wie vor vier oder fünf Jahren. Sollte etwas Dramatisches passieren, werde es für Griechenland und seine Bürger ernst werden, nicht für die anderen Länder der Eurozone.
In der Debatte um die Eindämmung der Schuldenkrise wirft EU-Kommissar Günther Oettinger dem Euroland nun vor, die notwendigen Verhandlungen zu verschleppen. In den vergangenen Wochen habe es "so gut wie keine Fortschritte in den Verhandlungen mit den Troika-Institutionen" gegeben, sagte Oettinger der "Bild"-Zeitung.
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