Grenze Tunesien-Libyen: Dutzende Tote bei Kämpfen

Eine Gruppe von Soldaten in Tarnkleidung zielt mit Gewehren in einer Wüstenlandschaft.
Islamisten hatten versucht, einen Militärstützpunkt zu stürmen.

An der Grenze zu Libyen geraten die tunesischen Sicherheitskräfte zunehmend ins Visier von Islamisten: Bei einem Angriff von "Terroristen" auf eine Kaserne sowie Posten von Nationalgarde und Polizei in der Stadt Ben Gardane sind am Montag laut Behörden 28 Dschihadisten, 10 Sicherheitskräfte und 7 Zivilisten getötet worden. Der Grenzübergang wurde gesperrt und eine nächtliche Ausgangssperre verhängt.

Der tunesische Regierungschef Habib Essid berief eine Dringlichkeitssitzung mit dem Innen- und Verteidigungsminister ein. Die Armee forderte die Bewohner von Ben Gardane über Lautsprecher auf, in ihren Häusern zu bleiben und jede verdächtige Bewegung zu melden. Der Grenzübergang Ras Ajdir wurde für unbestimmte Zeit geschlossen, wie das tunesische Innenministerium mitteilte. Die wichtigsten Straßen, die Ben Gardane mit den übrigen Landesteilen Tunesiens verbinden, wurden blockiert.

Reger Grenzverkehr

Nahe der Stadt hatten sich Sicherheitskräfte bereits am Mittwoch vergangener Woche Gefechte mit Extremisten geliefert. Bei vier von fünf Getöteten handelte es sich nach Behördenangaben um Tunesier, die über die libysche Grenze gekommen waren, um in Tunesien Anschläge zu verüben.

Seit einem US-Luftangriff auf ein Trainingscamp der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) in Libyen am 18. Februar, bei dem dutzende tunesische Dschihadisten getötet worden waren, befürchten die tunesischen Sicherheitskräfte ein Einsickern von islamistischen Attentätern. In Tunesien hatte die IS-Miliz im vergangenen Jahr mehrere Anschläge verübt, die in Libyen geplant worden sein sollen. Aus Sorge vor dem Eindringen von Extremisten hat Tunesien seine Grenze bereits zusätzlich gesichert.

Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte den Angriff von Ben Gardane. "Der Versuch, mit Mord und Gewalt die tunesische Diplomatie zu destabilisieren, darf nicht gelingen", erklärte er. Deutschland stehe Tunesien im Kampf gegen die "terroristische Bedrohung" tatkräftig zur Seite. Der Angriff zeige, wie wichtig es sei, eine Stabilisierung Libyens zu erreichen, damit der IS keinen sicheren Rückzugsort mehr finde.

Libyen wird seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 von konkurrierenden Milizen beherrscht. Sie ringen neben zwei rivalisierenden Regierungen und Parlamenten in Tobruk und der Hauptstadt Tripolis um die Macht. Der IS nutzt die Lage, um sich in dem nordafrikanischen Land auszubreiten.

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