Gewalt in Tripolis: Parlament "beurlaubt"

Die libysche Regierung will das Parlament für unbestimmte Zeit in Ferien schicken.

Nach dem Angriff bewaffneter Extremisten am Sonntag auf das Parlament in Tripolis, hat die libysche Regierung am Montag eine "Beurlaubung" des Übergangsparlaments vorgeschlagen. Demnach soll das Parlament "nach dem Beschluss des Budgets 2014" bis zu Neuwahlen in Parlamentsferien gehen, hieß es in einem auf der Regierungswebseite publizierten offenen Brief.

Zuvor hatte Oberst Mokhtar Fernana am Sonntagabend in einer Fernsehansprache das Parlament "im Namen von Vertretern der Armee und der Revolutionäre" für aufgelöst erklärt. Die libysche Regierung hatte am Montag vorerst mit dem Aufruf an die Milizen im Land reagiert, den Einsatz von Waffen sofort zu unterlassen, war jedoch nicht auf Fernanas Aufruf eingegangen.

In Libyen waren ursprünglich bereits für Februar Parlamentswahlen geplant. Dann wurde das Mandat des Übergangsparlaments jedoch bis Dezember verlängert.

Sintan-Brigaden

Ein Mann in Militäruniform und Brille blickt zur Seite.
General Khalifa Haftar attends a news conference at a sports club in Abyar, a small town to the east of Benghazi. May 17, 2014. The self-declared Libyan National Army led by a renegade general told civilians on Saturday to leave parts of Benghazi before it launched a fresh attack on Islamist militants, a day after dozens were killed in the worst clashes in the city for months. Families could be seen packing up and driving away from western districts of the port city where Islamist militants and LNA forces led by retired General Haftar fought for hours on Friday, killing at least 43 people. REUTERS/Esam Omran Al-Fetori (LIBYA - Tags: CIVIL UNREST MILITARY POLITICS)
Bei den Angreifern von Sonntag soll es sich um Mitglieder der Sintan-Brigaden handeln. Diese hatten am bewaffneten Aufstand gegen den langjährigen MachthaberMuammar al-Gaddafiteilgenommen, der im Jahr 2011 mit Unterstützung der NATO gestürzt wurde. Die Sintan-Brigaden kontrollieren Gebiete um den Flughafen von Tripolis.

Es war unklar, ob es zwischen den Vorgängen in Tripolis und den jüngsten heftigen Gefechten im Osten Libyens einen Zusammenhang gab. In der Stadt Bengazhi waren am Freitag bei Kämpfen zwischen Einheiten des früheren Armeegenerals Chalifa Haftar und radikalen Islamisten 79 Menschen getötet und mehr als 140 weitere verletzt worden.

Haftar hat in seinem eigenmächtigen Kampf gegen die Islamisten jedenfalls Verstärkung bekommen. Der Chef einer Eliteeinheit der libyschen Streitkräfte ist nach eigenen Angaben vom Montag mit seiner gesamten Truppe übergelaufen.

"Wir schließen uns mit allen unseren Männern und Waffen dem Kampf für die 'Würde' an", erklärte am Montag Oberst Wanis Buchamada, der bei der Bevölkerung in Libyen, vor allem aber in Benghazi an der Ostküste des Landes, einen guten Ruf genießt.

Wachsende Sorge

Die Europäische Union äußerte sich „zutiefst besorgt über die beachtliche Verschlechterung der politischen und der Sicherheitslage in Libyen“. Die EU fordere alle Seiten auf, weiteres Blutvergießen zu vermeiden, sagte ein Sprecher der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton.

Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate schlossen am Montag ihre diplomatischen Vertretungen in Tripolis. Die Diplomaten seien vorsorglich abgezogen worden, bis sich die Sicherheitslage wieder verbessere.

Kommentare