Frauen als Favoritinnen für Präsidentenamt

Eine Frau wirft einen Stimmzettel in eine Wahlurne.
Ab Donnerstag wird über Giorgio Napolitanos Nachfolge entschieden.

Bereits Ende der Woche könnte weißer Rauch aus dem Quirinals-Palast, dem Sitz des italienischen Staatspräsidenten in Rom aufsteigen. Am Donnerstag (18. April) beginnt die Wahl des Nachfolgers von Giorgio Napolitano, dessen siebenjährige Amtszeit im Mai endet. Wie vor der Papst-Wahl (Toto-Papà) läuft das „Toto-Quirinale“ – das Rätselraten, wer in das höchste Amt im Staat gewählt wird – auf Hochtouren.

Der Ruf nach einer Frau an der Staatsspitze ist selbst im patriarchalen System Italiens unüberhörbar. Als aussichtsreiche Kandidatinnen sind die frühere EU-Menschenrechtskommissarin Emma Bonino und die Linkspolitikerin und Ex-Staatsanwältin Anna Finnocchiaro im Gespräch. Auch den beiden Vertreterinnen der Regierung Monti, Justizministerin Paola Severino und Innenministerin Anna Maria Cancellieri, werden Chancen eingeräumt. Der Präsident wird von beiden Parlamentskammern sowie 58 Vertretern (darunter nur fünf Frauen) aus den Regionen gewählt.

Auch wenn die Zeit überreif für eine Frau an der Staatsspitze wäre, ist die Liste der männlichen Kandidaten bei weitem länger. Dazu zählen der frühere Premier Romano Prodi sowie der ehemalige Senatspräsident Franco Marini. Auch Ex-Premier und Außenminister Massimo D’Alema ist im Gespräch. Selbst von einer Kandidatur des Chefs der Demokratischen Partei (PD), Pier Luigi Bersani, war die Rede. Dieser beteuerte jedoch, dass er kein Interesse habe.

Überraschend hatte in der Vorwoche Ex-Premier Silvio Berlusconi eingelenkt. Wie der 76-Jährige bestätigte, wird er einen Mitte-links-Kandidaten für das Amt des Präsidenten unterstützen. Im Gegenzug dafür will er seine Machtansprüche in einer großen Koalition durchsetzen. Konkret: Er möchte wichtige Ministerposten. Turbulent verlief die Online-Abstimmung für die Kandidaten der Präsidentenwahl bei der „Fünf Sterne“-Protestbewegung (M5S) von Komiker Beppe Grillo. Hacker blockierten die Webseite. Erst im zweiten Anlauf konnte der Kandidat im Web bestimmt werden. Grillo ist darunter.

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