KURIER-History: Franz Josephs Sohn als Präsident in Prag?

KURIER-History: Franz Josephs Sohn als Präsident in Prag?
Um den ersten Präsidenten der Tschechoslowakei rankt sich eine spannende Spekulation. War Masaryk unehelicher Sohn von Franz Joseph?

Die Tschechen haben seit jeher Sinn für Ironie und skurrile Späße. Das erfährt man nicht nur beim Lesen des „Braven Soldaten Schwejk“, sondern auch, wenn man sich den Umgang unserer Nachbarn mit der Zeitgeschichte näher anschaut. Da tauchen dann Anekdoten auf, wie jene, dass man bei der Sprengung des Prager Denkmals von Josef Stalin irrtümlich zuerst dessen Gemächt wegschoss.

Eine der bemerkenswertesten Geschichten aus der Geschichte, die man in Böhmen nicht nur erzählt bekommt, sondern über die sich auch regelmäßig Zeitungen und Fernsehsender den Kopf zerbrechen, hat viel mit Österreich zu tun.

Tomáš Garrigue Masaryk war der Gründer der Tschechoslowakei und ihr erster Staatspräsident. Bis heute gilt der Philosoph, der in Wien studierte, als moralische Autorität und ist - anders als viele tschechische Staatsoberhäupter – über jede Kritik, oder jeden Zweifel erhaben.

Historisches Fundament

Ein Zweifel an Masaryk aber bleibt bis heute bestehen: Wer war eigentlich sein biologischer Vater? Bis heute hält sich in Tschechien die Geschichte, dass der Präsident in Wahrheit ein Kaisersohn ist – und zwar von Franz Joseph. Was also traditionell zu jenem Anekdotenschatz gehört, auf den man in Tschechien immer wieder zurückkommt, hat seit einigen Jahren sogar ein historisches Fundament bekommen.

"Kaiserlicher Präsident"

Der bekannte tschechische Journalist und Buchautor David Glockner hat dem Thema eine tiefgreifende Recherche und ein Buch gewidmet. „Kaiserlicher Präsident“ untersucht bis ins Detail die Umstände von Masaryks Geburt, Kindheit und Jugend – und ist dabei tatsächlich auf viele überraschende Fakten gestoßen. Daraus knüpft Glockner eine überzeugende Hypothese, auch wenn Historiker das nicht so recht glauben wollen.

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