Frankreich vs. Iran: "Charlie Hebdo" legt sich mit den Mullahs an

Auf dem Cover der Sonderausgabe des französischen Satireblatts Charlie Hebdo liegt eine nackte Frau. Man blickt ihr zwischen die Beine, wo eine Reihe von Mullahs in die Vagina spaziert. Beitext: "Mullahs, geht zurück, wo ihr hergekommen seid." Nach über 300 Einsendungen für den Karikaturenwettbewerb #MullahsGetOut wurde zudem ein Best-of der Karikaturen über Staatsoberhaupt Ali Khamenei veröffentlicht - diese zeigen ihn etwa mit Galgen um den Hals oder, wie eine Frau auf ihn uriniert.
Charlie Hebdo wird damit wieder einmal seinem Ruf gerecht, den Finger dorthin zu legen, wo es am meisten wehtut. Und das iranische Regime reagiert alles andere als amüsiert und verurteilte die Karikaturen als "Beleidigung der Souveränität und nationalen Werte": Als Konsequenz soll das französische Institut für Forschung mit Sitz in Teheran geschlossen werden. Zudem wurde der französische Botschafter einbestellt.
Zur Erinnerung: Im Jänner 2015 wurden bei einem islamistischen Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo zwölf Menschen getötet. Zuvor waren Mohammed-Karikaturen veröffentlicht worden, die bei streng gläubigen Muslimen Empörung ausgelöst hatten.
Drohungen gegen Franko-Iranerin
Dabei hatte der französische Präsident Emmanuel Macron die Wogen gerade erst geglättet. Zunächst war er der erste europäische Staatschef, der sich mit Exil-Oppositionellen getroffen und das Wort Revolution verwendet hat. Doch zuletzt gab es wieder versöhnliche Bilder von einem Treffen mit Khamenei. Die wirtschaftlichen Beziehungen erfordern auch politische Diplomatie. So gilt zum Beispiel Elf Petroleum Iran (EPI) als eine der größten Ölgesellschaften in Frankreich.
Doch nun gerät das Verhältnis zwischen Frankreich und Iran immer mehr unter Druck. Dazu kommt, dass eine Audio-Datei veröffentlicht wurde, in der eine franko-iranische Aktivistin von einem Sicherheitsagenten des Regimes bedroht wird. Er fordert sie auf, ihre Aktivitäten in Frankreich gegen das iranische Regime zu beenden und droht damit, ihre im Iran lebende Schwester und ihre Eltern ins berüchtigte Evin-Gefängnis zu stecken. Das ist Öl auf das Feuer der Diaspora, die schon seit Beginn der Aufstände vor fast vier Monaten um ihre Sicherheit im Ausland fürchtet.
Konsequenzen in London
In Großbritannien ist man schon einen Schritt weiter: Hier gibt es offenbar konkrete Terrorwarnungen, weswegen die berüchtigte Revolutionsgarde, die im Iran für die gewaltsame Unterdrückung hauptverantwortlich ist, auf die Terrorliste kommen soll. Der Diaspora-Sender Iran International steht deshalb schon länger unter dem Schutz von Scotland Yard.
In den USA und Kanada wurden die Revolutionsgarden bereits auf die Terrorliste gesetzt. Europa hält sich aber nach wie vor eine Hintertür zum umstrittenen Atomabkommen mit dem Iran offen und nähert sich diesem Schritt bisher nur mit Sanktionen gegen Einzelne an. Die Hauptkritik der Diaspora dazu: Die EU würde den Mullahs durch so ein Abkommen nur Geld in die Kassen spülen und diese würden sich erst recht wieder nicht an die Abmachungen halten.
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