Flughäfen, Inseln, Stadien – alles im Ausverkauf

Inseln, Luxusvillen, Olympia-Stadien, Jachthäfen, sogar ein ehemaliger militärischer Stützpunkt – in Griechenland ist derzeit "Ausverkauf". Grund: Als Teil des dritten Hilfskredits mit den Gläubigern muss Athen einen Privatisierungsfonds unter EU-Aufsicht schaffen, der 50 Milliarden Euro einbringen soll. Aber auch Private verkaufen gerade, was gut und teuer ist – viele können sich angeblich die hohe Immobiliensteuer nicht mehr leisten.

Verkauf von (Staats-)Eigentum im großen Stil war dagegen der radikalen Syriza-Partei von Anfang ein Dorn im Auge. Das sei ein "Ausverkauf" des Landes. Eine der ersten Handlungen der frisch gewählten Regierung Tsipras Ende Jänner war daher, alle Privatisierungen auf Eis zu legen. Jetzt muss Griechenland doch das Tafelsilber verscherbeln. Dabei greift es offenbar auf die Liste der früheren, im Jänner geschlossenen Privatisierungsagentur HRADF zurück

Piräus und Jachthäfen

Weitere Verkaufskandidaten sind der ehemalige US-Stützpunkt Heraklion auf Kreta und Gebäude im Ausland, wie Kulturinstitute. Auch verlassene Immobilien im Athener Zentrum, im touristischen Bezirk Plaka bei der Akropolis, stehen auf der Liste. Einige Boutique-Hotels der staatlichen Hotelkette Xenia und andere Luxusunterkünfte, Strände und Thermalquellen sind im Angebot sowie die Olympischen Anlagen in Athen aus dem Jahr 2004 und ein Golfplatz auf Chalkidiki.
Die Regierung der radikal linken Partei Syriza versucht, die eigenen Abgeordneten auszutricksen, um die Verhandlungen mit den internationalen Gläubigern über ein drittes Hilfsabkommen rasch zu beginnen. Und das geht so:
Heute soll das griechische Parlament über ein weiteres Reformpaket abstimmen, das als Voraussetzung für den Start der Gespräche gilt. Vergangene Woche haben 39 der 149 Syriza-Parlamentarier gegen das Abkommen und darin enthaltene Maßnahmen wie etwa Mehrwertsteuer-Erhöhungen rebelliert. Sie haben entweder Nein gesagt oder sich ihrer Stimme enthalten. Nur mit den 13 Abgeordneten seines Koalitionspartners ANEL und der pro-europäischen Opposition konnte Tsipras ein Scheitern vermeiden. Weniger als 120 Stimmen hätten ein Vertrauensvotum über sein Mandat und wohl Neuwahlen bedeutet.
Damit das nicht wieder passiert, hat sich der Premier im letzten Moment entschieden, umstrittene Reformen aus dem heute zur Abstimmung stehenden Gesetzesentwurf vorerst zu streichen, um die Opposition in der eigenen Partei zu besänftigen, berichteten griechische Medien. Darunter sind die Erhöhung der Steuern für Landwirte, eine Pensionsreform und die Arbeitsmarktliberalisierung durch Abschaffung der Lizenzen für eine Reihe "geschlossener Berufe" wie etwa Apotheker und Rechtsanwälte.
Zeit bis 8. August
Tsipras hat für diese Reform-Beschlüsse noch Zeit bis 8. August – bis dahin müssen sie gemäß Vereinbarung mit den europäischen Geldgebern durchs Parlament.
Was auf der heutigen Tagesordnung geblieben ist: Änderungen in der Zivilprozessordnung und die Eingliederung der EU-Richtlinie zur Sanierung und Abwicklung von Kreditinstituten (BRRD) ins griechische Bankengesetz.
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