Flüchtlinge in Griechenland: 15 Minuten Moria in der Primetime

A girl stands next to tents as refugees and migrants from the destroyed Moria camp find shelter in an area near a new temporary camp on the island of Lesbos
Die Entertainer "Joko und Klaas" ließen auf Pro7 Flüchtlinge direkt aus Lesbos berichten. Heftige Diskussionen in sozialen Medien.

Die Entertainer Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf haben bei ProSieben wieder 15 Minuten freie Sendezeit erspielt und sie diesmal genutzt, um ein Schlaglicht auf die Zustände an den EU-Außengrenzen zu werfen.

Im Dokufilm "A short story of Moria" schilderte am Mittwoch zur besten Sendezeit eine Viertelstunde lang ein Flüchtling aus Afghanistan, unter welch widrigen Bedingungen er nach Europa kam und auf welch unwürdige Zustände er traf. In einem Videocall erzählte der junge Mann von den katastrophalen Bedingungen in dem inzwischen bei einem Feuer zerstörten Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos. In den Aufnahmen waren auch Tränengaseinsätze der griechischen Polizei zu sehen und viele weinende Kinder. "Kümmert euch um dieses Chaos", appellierte der Mann.

Es sei am Rande des Erträglichen, dies zu sehen, sagten Joko und Klaas zum Beginn der Sendung und warnten davor, die folgenden Minuten mit Kindern anzusehen.

Die beiden Entertainer behandeln in ihrer Sendung "Joko & Klaas Live" immer wieder gesellschaftlich relevante Themen. So warfen sie einmal mit der fiktiven Ausstellung "Männerwelten" ein Schlaglicht auf sexuelle Übergriffe gegen Frauen oder veranstalteten zuletzt eine Art Verschwörungsquiz im Stile einer Call-in-Show.

Die freie Sendezeit hatten sich die Moderatoren in der am Dienstag ausgestrahlten, aber schon vor einem Monat aufgezeichneten Show "Joko & Klaas gegen ProSieben" erspielt, in der sie in mehreren Wettkämpfen gegen ihren Arbeitgeber antreten.

Direkt nach der Aufzeichnung vor vier Wochen hatten sie demnach schon beschlossen, die gewonnene Sendezeit Moria zu widmen und zahlreiche Kontakte dorthin geschlossen. "Wir wollen, dass jeder weiß, was an der EU-Außengrenze passiert."

Kritik an "Propaganda"

In sozialen Medien wurde das Video mehrfach geteilt. Doch auch Kritik an dem Beitrag der Entertainer wurde laut. Da war von der "üblichen Propaganda" die Rede, von "Medienmanipulation" und "einseitiger Berichterstattung.

Auch Funktionäre der rechten AfD ließen nicht lange auf eine Reaktion nach dem Beitrag im deutschen Privatfernsehen warten. Sie wittern "moralistischen Wahn" hinter dem Hashtag #MoriaStory.

Doch viele Nutzer teilten das Video und den Hastag und brachten ihre Emotionen zum Ausdruck. Sie rufen zu Spenden und Unterschriftenaktionen auf, um den Menschen in den griechischen Camps die Möglichkeit zu geben, in anderen Ländern unterzukommen.

Flüchtlinge zögern, in neues Lager zu ziehen

Unterdessen hat die griechische Polizei hat am Donnerstag damit begonnen, nach dem verheerenden Brand im Flüchtlingslager Moria Hunderte Migranten in ein neues Zeltlager auf der Insel Lesbos zu bringen. "Die Operation startete mit vielen Polizisten in weißen Schutzanzügen, die Dinge sind ruhig, und die Migranten strömen langsam in das neue Lager", berichtete ein Augenzeuge von Reuters.

Die Aktion, an der 70 weibliche Beamte beteiligt seien, diene dem Schutz der öffentlichen Gesundheit, betonte die Polizei. Insgesamt hatten in dem völlig überfüllten und dann bei dem Brand vergangene Woche zerstörten Lager nach griechischen Angaben etwa 12.000 Migranten gelebt. Seither müssen sie ohne Unterkunft und angemessene sanitäre Einrichtungen auskommen.

Beamte sagten, dass einige der Migranten zögerten, in das neue Lager umzuziehen. Sie hoffen darauf, die Insel verlassen zu können. Die Regierung in Athen geht davon aus, dass die Überführung in das neue Lager innerhalb weniger Tage abgeschlossen werden kann.

"Wir müssen die Menschen in das neue Lager holen; wenn sie auf der Straße ausharren, ist das eine Bombe in Sachen Hygiene", sagte der Chef der griechischen Gesundheitsbehörde (EODY), Panagiotis Arkoumaneas, Donnerstag früh dem griechischen Radiosender Skai. Im Einsatz seien rund 170 Beamte. In das neue Zeltlager Kara Tepe sind bisher rund 2.000 Menschen eingezogen.

 

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