Lesbos: Faymann mit Tsipras bei Hotspots für Flüchtlinge

Faymann und Tsipras: 100 Österreicher sollen demnächst an der EU-Außengrenze zur Türkei helfen.
Gemeinsam mit dem Griechen-Premier besuchte der Kanzler die kleine Insel in der Ägäis.

Alexis Tsipras zeigt stolz auf einen Mann in Uniform. „Das ist das gute Gesicht Europas“. Kiriakos Papadopoulus hat in den letzten Wochen 5000 Menschen aus dem Meer zwischen der Türkei und den ägäischen Inseln gerettet. Er ist Mitglied der Küstenwacht von Lesbos. Auf der kleine Insel direkt an der türkischen Küste sieht Bundeskanzler Werner Faymann bei seinem Besuch mit dem griechischen Premierminister alle Herausforderungen der aktuellen Wanderbewegungen.

Auch heute sind wieder 6000 Menschen in Schlauchbooten über das Meer gekommen, erzählt Alessandra Morelli vom UNHCR. Sie ist seit drei Wochen hier und hat all die Schicksale erlebt, die Faymann und Tsipras sehen: Syrische Familien, die erzählen, wie schlecht sie in der Türkei behandelt wurden; eine Frau, der erst hier ein Arzt sagt, sie brauche eine Brustoperation, er wisse aber nicht, wer sie operieren solle; kleine, offenkundig traumatisierte, Kinder, die auf der Straße sitzen und stumm mit ihren Oberkörpern wippen.

Der Nepalese Nagendra Adhikari reist für die UNHCR um die Welt, um Flüchtlingslager aufzubauen. Er ist seit kurzem auf Lesbos, wo die EU einen von fünf Hotspots in der Ägäis errichten will.

Dabei werden Experten dringend benötigt, knapp 100 sollen bald aus Österreich kommen. Ministerpräsident Tsipras sagt im Gespräch mit dem KURIER, er sei sehr froh, dass Faymann nach Lesbos gekommen sei. „Wir zeigen ihm die ganze Wahrheit und er wird sehen, dass wir dringend Hilfe benötigen“. Aus Lesbos sind die Flüchtlinge inzwischen in zwei Lager aufgeteilt, eines für Syrer, eines für andere Nationalitäten.

Tsipras sagt, Syrer bekämen grundsätzlich Asyl. Fast alle von ihnen haben einen Pass mit und diejenigen, die ihn verloren haben, haben eine Kopie davon auf ihrem iPhone. Alle sind sie froh über die Registrierung. Seit heute geben die Flüchtlinge ihre Fingerabdrücke und die Handfläche auf digitalen Geräten ab. Bei der Registrierung sehen wir einen jungen syrischen Mann, der uns sein Ziel verrät: Deutschland.

Lesbos: Faymann mit Tsipras bei Hotspots für Flüchtlinge

Weiter via Piräus

Täglich fährt eine Fähre von Lesbos in den griechischen Hafen Piräus. Dort kaufen sich die meisten Flüchtlinge eine Bahnkarte, um in den Norden Griechenlands zu kommen, von dort geht es zu Fuß weiter Richtung Norden. Beim Vieraugengespräch zwischen Tsipras und Faymann wurde der anstehende EU-Gipfel vorbereitet, wo sowohl das System der Hotspots in Griechenland und Italien wie auch die finanzielle Unterstützung für die Türkei besprochen werden sollen. Eine logische Konsequenz wäre: Flüchtlinge, die in den Hotspots in Griechenland und Italien registriert werden, werden auf alle EU-Länder aufgeteilt werden.

Außerdem muss die EU noch zwei Milliarden für die Ernährung von Flüchtlingen, die in Lagern außerhalb Syrien leben, bereitstellen.

Beim Rundgang durch ein Lager sagt Faymann:„Wenn ich das sehe, denke ich an die Nationalisten, die Stacheldrahtzäune bauen wollen – und die Europa zerstören würden.“

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