Schmusen vor der Europawahl

They did it again. Schon wieder wollen die Grünen junge Wähler mit Gratis-Kondom und Geschichten über feuchte Küsse an die Wahlurne locken – mit „EVA. Das Grüne Mädchenmagazin. Auch für Jungs“. Was Erzählungen über das „Schmusen“ im Sprachurlaub, Lieblingscafes in Berlin und Sommermodetipps – natürlich fair trade - mit den Europawahlen zu tun haben, erschließt sich auf den ersten Blick allerdings nicht ganz - wie bereits zur Nationalratswahl. Worum es in in dem Heft neben der EU-Wahl eigentlich geht:

Zwischen Dr.Sommer-Versuchen, einem Eventkalender für das „grünere Festivalvergnügen“ und einer Auflistung von Werner Koglers Lieblingsfußballklubs werden die nationalen Spitzenkandidaten samt europäischem Jungstar Ska Keller vorgestellt. Neben Alter, Parteifunktion und obligatorischem Twitteraccount findet sich eine Beschreibung zu ihrer Person: „Die studierte Islamwissenschaftlerin setzt sich an vorderster Front für Menschenrechte in allen Ländern ein und kämpft tagtäglich gegen Rechtsextreme und Faschisten in Europa, die für menschenverachtende Schicksale in den vielen ,Auffanglagern' verantwortlich sind.“

Warum studieren „ursuper“ ist?

Um das Jungvolk zu animieren, müssen aber eben nicht nur die EU-Kandidaten herhalten. Auch Sigi Maurer – ehemalige ÖH-Spitze – ist gefordert. Warum studieren „ursuper“ ist? Maurer führt „das lustige Transparente–Malen für die große Studi-Demonstration“ an.

Auf der Folgeseite findet der junge – potentiell grün wählende - Mensch eine kleine Urlaubshilfe mit EU-Destinationen, wo „der Bär steppt“ (wie z.B. ein Seine-Strand in Paris, ein Eissalon in Zagreb oder das Poolbar-Festival in Feldkirch). Dazu gibt es die Top 5 Hostels, Einkaufsstraßen, Diskotheken etc. Auf der Seite „So schmust Europa“ versuchen Jugendliche den Kontinent mit Erzählungen über den zaghaften Austausch von Körperflüssigkeiten zu ergründen.

Dazwischen findet der interessierte Leser auch ernsthafter gestaltete Seiten über Edward Snowden, Tiertransporte, Lampedusa und Jugendfotos von der österreichischen Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek.

Urlaub, Sonne, Strand, EU-Wahl

Nichtsdestotrotz nehmen die Themen Einkaufen und Urlaub neben den politischen Inhalten einen nicht unwesentlichen Platz ein. Neben Einkaufshilfen gegen Aluminiumdeos und Shampoo in der Plastikflasche – da ist die vorgestellte Shampoo-Seife ohne Verpackung doch viel besser, wenn auch „strange“, weil ungewohnt - werden eben auch zahlreiche klassische Gewand-Shoppingtipps angeführt, denn „wer seinen Traumkörper ausführt, soll dabei nicht auf die Umwelt vergessen.“ Zu den netten Sommerkleidchen gibt es dann auch die passende Location wie Sylt in Deutschland, Arrifana in Portugal und Lacanau in Frankreich – in Österreich gibt es ja bekanntlich kein Meer, aber in Europa schon.

Urlaub+EU-Wahl=mehr Jungwähler?

Die Grünen versuchen das - bei den meisten Jugendlichen wohl positiv konnotierte Wort - Urlaub mit den Europawahlen in Zusammenhang zu bingen. Ob die grüne Strategie bzw. die Mischung aus politischen Inhalten, Shoppingtipps, Urlaubshilfen, Jugendfotos und Foto-Love-Story bei den Europawahlen aufgeht, wird sich am 25.Mai zeigen.

Eine kleine Anmerkung zum Schluss: Kondome sollte man nicht an der Außenseite eines Heftes anbringen, weil sie durch Temperaturschwankungen im Freien bzw. die darüber gestapelten Hefte beschädigt werden könnten.

Wie funktioniert die EU-Wahl?