"Terroristen spielen mit der Angst"

Ein Mann mit Brille und Anzug blickt in die Kamera.
Der SPE-Abgeordnete Eugen Freund berichtet aus dem EU-Parlament.

KURIER: Herr Freund, Sie sind im Parlament in Brüssel, wie haben Sie den Tag erlebt?

Eugen Freund: Ich bin gegen acht Uhr ins Parlament gekommen, da war es noch ruhig. Ich war gerade im außenpolitischen Ausschuss, als die Explosionen passiert sind. Wir haben beschlossen, die Sitzung fortzusetzen. Eine Demokratie darf sich vom Terror nicht in die Knie zwingen lassen.

Sie sind jetzt angewiesen, im Parlament zu bleiben?

Ja, aber wir dürfen schon raus. Ich war jetzt vorhin kurz draußen, ich bin danach beim Reingehen viel strenger kontrolliert worden als sonst immer, obwohl mich die Beamten dort schon kennen. Ich wollte vorhin kurz filmen, das wurde mir sofort untersagt. Es steht jetzt sehr viel Militär vor dem Parlament. Ich schaue gerade aus dem Fenster, es sind sehr wenige Menschen auf der Straße, man hört ständig Sirenen.

Die Metro-Station Maelbeek, bei der sich ebenfalls eine Explosion ereignet hat, ist in unmittelbarer Nähe des Parlaments, haben Sie davon etwas mitbekommen?

Nein, das sind doch etwa 800 Meter vom Parlament, wenn da in der Station etwas explodiert, bekommt man das nicht mit.

Wie geht es im Parlament weiter?

Die meisten Sitzungen am Nachmittag sind abgesagt, viele Abgeordnete sind nicht im Parlament. Aber das ist jetzt nicht unsere Sorge.

Es gab Meldungen, denen zufolge es eine Anschlagswarnung gab, wussten Sie davon?

Wir hatten Warnstufe 3, da muss man immer mit einem Anschlag rechnen. Aber ich war zu lange Journalist, um jetzt Spekulationen in Umlauf zu bringen. Und bei allem bürokratischen Durcheinander in Brüssel: So etwas lässt sich schwer verhindern. Außer man riegelt den Flughafen großräumig ab. Es ist noch kalt hier, die Menschen tragen Jacken, ein Sprengstoffgürtel fällt nicht auf. Wenn man eine offene Gesellschaft hat, lässt sich so etwas nicht verhindern.

Wie geht man persönlich damit um, wenn man in einer Stadt arbeitet, von der man weiß, dass sie ein potentielles Anschlagsziel ist, in der jetzt Anschläge passiert sind – haben Sie Angst?

Angst essen Seele auf, das ist keine gute Einstellung. Die Terroristen spielen mit der Angst. Aber eine Demokratie muss Stärke zeigen. Wenn wir aus Angst unser Leben verändern, haben die Terroristen gewonnen. Man darf nicht genau das machen, was die wollen. Diese Bilder, das ist genau, was die Terroristen wollen.

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