Iren verpassen etablierten Parteien einen Denkzettel

Ein Mann befestigt ein Schild mit der Aufschrift „Polling Station“ an einem Gebäude.
Die konservative Fine Gael von Premier Kenny, kam der Prognose zufolge in Irland auf 22 Prozent.

Bei der Europawahl sind am Samstag Lettland, Malta, die Slowakei und noch einmal Tschechien zur Stimmabgabe aufgerufen. Aus Irland liegen erste Prognosen vor.

Irland

Die Wähler in Irland haben den etablierten Parteien bei der Europawahl offenbar einen Denkzettel verpasst. Einer Prognose des Fernsehsenders RTE zufolge haben parteiunabhängige Kandidaten mit 27 Prozent der Stimmen die größten Anteile auf sich vereinigt; die Wahlbeteiligung lag laut dem TV-Sender bei über 50 Prozent. Die größte Regierungspartei, die konservative Fine Gael von Premierminister Enda Kenny, kam der Prognose zufolge auf 22 Prozent.

Gerry Adams hinter einem Tisch mit Wahlhinweisen für die Europawahl.
Sinn Fein President Gerry Adams casts his vote in the European parliament elections at Dulargy national school, near the town of Dundalk in Ireland May 23, 2014. REUTERS/Cathal McNaughton (IRELAND - Tags: POLITICS ELECTIONS)

Die linksgerichtete Sinn Fein des ehemaligen IRA-Mannes Gerry Adams ( Bild) verbuchte starke Zugewinne und kam auf 17 Prozent. Die Iren haben in der Vergangenheit europäische Abstimmungen schon öfter zum Protest gegen die Regierungspolitik in Dublin genutzt. Ergebnisse und damit die Verteilung der elf irischen Mandate im Europaparlament werden erst am Sonntag veröffentlicht.

Lettland

Seit dem frühen Samstagmorgen (06.00 Uhr) können rund 1,6 Millionen Letten entscheiden, welche acht Abgeordneten den baltischen Staat künftig im Europaparlament vertreten. Die EU-Wahl gilt auch als Stimmungstest vor der Parlamentswahl in Lettland im Oktober. Erste Angaben zur Wahlbeteiligung werden noch im Laufe des Tages erwartet. Prognosen soll es keine geben.

In letzten Umfragen liegen das oppositionelle Harmoniezentrum und zwei regierende Mitte-Rechts-Parteien vorne. Europakritische Stimmen waren im Wahlkampf kaum zu vernehmen. Die Ukraine-Krise hat viele Bürger in Lettland, das seit Jahresbeginn auch den Euro als Währung hat, einmal mehr von der Bedeutung des 2004 erfolgten EU-Beitritts überzeugt.

Malta

Auf Malta haben die Wahllokale eine Stunde später geöffnet. Der kleinste EU-Mitgliedstaat entsendet sechs Parlamentarier. Die beiden großen Parteien des Landes, die regierende Labour Partei von Ministerpräsident Joseph Muscat und die konservative Nationalistische Partei (PN), lieferten sich im Wahlkampf ein enges Rennen.

Slowakei

In der Slowakei, wo - ebenfalls von 07.00 Uhr an - über 13 EU-Parlamentarier abgestimmt wird, stand der Wahlkampf im Schatten der kurz zuvor abgehaltenen Präsidentenwahl. Bei einer Wahlbeteiligung von vermutlich weniger als 20 Prozent wird ein klarer Sieg der regierenden Sozialdemokraten erwartet.

Tschechien

Die Tschechen haben ihre Wahllokale mit 08.00 Uhr geöffnet. Die Abstimmung gilt als Gradmesser für die Zustimmung zum europafreundlichen Kurs der seit vier Monaten regierenden Mitte-Links-Koalition unter dem Sozialdemokraten Bohuslav Sobotka.

Mehr als acht Millionen Stimmberechtigte haben noch bis 14.00 Uhr die Chance, ihre 21 Vertreter im neuen EU-Parlament zu bestimmen.

400 Millionen Wahlberechtigte

Bis Sonntagabend können in den 28 Mitgliedländern rund 400 Millionen Menschen über die Zusammensetzung des neuen Parlaments entscheiden, davon 6,4 Millionen Österreicher. Offizielle Ergebnisse werden erst nach Schließung der letzten Wahllokale in Italien um 23.00 Uhr erwartet. Im Mittelpunkt der Abstimmung steht - neben dem Duell des konservativen und des sozialdemokratischen Blocks im Europaparlament - das Abschneiden der rechten, populistischen und euroskeptischen Parteien.

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