Allein gegen die Lobbys
Am Bio-Bauernmarkt in Villach hatte Ulrike Lunacek quasi Heimvorteil. Auch wenn sie sich von dem sie begleitenden Grün-Landessprecher Frank Frey sagen lassen musste, dass es in Kärnten nicht Paradeiser, sondern Tomaten heißt. Dass sie auch den Ortofrutticola-Stand aus dem benachbarten Friaul besuchte und dabei artig fragte, ob sie denn einen Paradeiser in die Hand nehmen dürfe, war ungewollt ein Zeichen, dass sich die gebürtige Niederösterreicherin in der Endphase des EU-Wahlkampfes befindet.
Lunacek, die am Tag nach der Wahl das 57. Lebensjahr vollendet, will nicht nur eine zweite Periode im Europa-Parlament verbringen. "Mein Traumziel ist ein drittes österreichisches Mandat", sagte die Spitzenkandidatin der Grünen zum KURIER. "Es wird schwer werden, aber möglich sein."
Als die großen Gegenspieler sieht sie die NEOS. Mit den Pinken gebe es zwar Ähnlichkeiten, etwa bei den Menschenrechten, aber auch "gravierende Unterschiede". Denn: "Wir sprechen uns klar gegen Privatisierung von Gesundheit, Wasser und Abfallbeseitigung aus. Das muss weiterhin in öffentlicher Hand bleiben." Nur so sei garantiert, dass die Geschäftemacher nicht zum Zug kommen.
Vorbild Kärnten
Für Lunacek sind die Grünen die Einzigen, die in Europa dem Druck der Lobbys widerstehen. "Wir sind gegen Atomkraftwerke, für die Bauern und die Umwelt, haben uns für den Europäischen Bankenfonds stark gemacht", sagt sie. Und empfiehlt jedem, den sie anspricht: "Es ist wichtig, dass Sie zur Wahl gehen, nach Möglichkeit Grün wählen." Am 25. Mai komme es auf jede Stimme an. Lunacek verweist auf die Wahl in Kärnten vor gut einem Jahr, als eine einzige Stimme für das fünfte Mandat der Grünen entschieden hatte. Sie verweist aber auch auf diverse Abstimmungen in Straßburg, "wo es keinen Klubzwang gibt – und es wiederholt auf eine Stimme angekommen ist".
Angesprochen auf erste Anzeichen eines Sinnwandels der ÖVP bei den Rechten für Gleichgeschlechtliche nach dem Triumph von Conchita Wurst beim Eurovision Song Contest, meinte Lunacek, die sich seit Jahren für die Gleichstellung von Lesben, Schwulen und Transgender einsetzt: "Das ist gut so. Ich fände es gut, wenn bis zum Song Contest 2015 keine dieser Gruppen durch österreichische Bestimmungen benachteiligt wird."
Grün-Landesrat Rolf Holub ortet gerade bei der Jugend den Wunsch nach gesunder Umwelt und gesunden Lebensmitteln. Er will im Jahr 2016 die Europäische Konferenz der Regionen nach Kärnten bringen.
Kommentare