Erdogan im Streit mit den USA: "Sie bedrohen uns"

Erdogan im Streit mit den USA: "Sie bedrohen uns"
Er kündigte an, dass die Türkei nicht nachgeben werde: "Man kann diese Nation nicht mit Drohungen zähmen."

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat im Konflikt mit den USA vor einem Ende der Partnerschaft gewarnt und die Suche nach Alternativen angedroht. Sollte die US-Regierung die Souveränität der Türkei nicht respektieren, "dann könnte unsere Partnerschaft in Gefahr sein", schrieb Erdogan in einem am Freitagabend (Ortszeit) veröffentlichten Gastbeitrag der "New York Times".

Blick nach Moskau

Seine Regierung könne sich genötigt sehen, "die Suche nach neuen Freunden und Verbündeten zu beginnen". Erdogan orientiert sich schon seit längerem nach Moskau, obwohl die Türkei NATO-Mitglied ist. In dem Gastbeitrag warf Erdogan der Regierung von US-Präsident Donald Trump vor, den türkischen Prediger Fethullah Gülen nicht auszuliefern. Erdogan macht Gülen für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich. Erdogan schrieb nun, der Putschversuch ähnele dem, "was das amerikanische Volk zweifellos nach Pearl Harbor und den Angriffen vom 11. September erlebt haben".

Erdogan hat seine Landsleute auch erneut aufgefordert, angesichts des Kursverfalls der Lira Euro und Dollar in die Landeswährung zu tauschen. Auf einer Veranstaltung am Samstag meinte er zudem, es sei eine Schande, dass den USA der wegen Terrorverdachts in der Türkei festgehaltene Pastor Andrew Brunson wichtiger sei als der strategische NATO-Partner Türkei.

Am Samstag erhob Erdogan zudem neue Vorwürfe gegen die Regierung in Washington. "Sie bedrohen uns", sagte Erdogan vor Anhängern in der Provinz Ordu am Schwarzen Meer. Er kündigte an, dass die Türkei nicht nachgeben werde: "Man kann diese Nation nicht mit Drohungen zähmen."

Tauziehen um Pastor

Hintergrund ist das Tauziehen um den US-amerikanischen Pastor Andrew Brunson, der wegen des Verdachts auf Spionage und Terrorvorwürfen in der Türkei unter Hausarrest steht. Die USA fordern seine Freilassung. "Schande, Schande! Sie ziehen einen Pastor einem strategischen NATO-Partner vor", rief Erdogan seinen Anhängern zu.

Die Türkei beschuldigt Brunson, Verbindungen zu dem im US-Exil lebenden türkischen Geistlichen Fethullah Gülen zu haben. Ankara macht Gülen für den fehlgeschlagenen Putsch vom Juli 2016 verantwortlich und fordert bisher vergeblich seine Auslieferung.

In dem Konflikt haben beide Länder gegenseitig Sanktionen gegen einzelne Regierungsmitglieder verhängt. Der Streit zwischen den NATO-Verbündeten setzt vor allem die türkischen Finanzmärkte und die Landeswährung stark unter Druck. Die Türkische Lira war am Freitag auf neue Tiefstände zum US-Dollar und zum Euro gesunken. US-Präsident Donald Trump heizte die Währungskrise bewusst weiter an. Er ordnete an, von diesem Montag an die Strafzölle auf Stahl aus der Türkei von 25 auf 50 Prozent zu verdoppeln.

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