Ukraine-Krise: Toter bei Beschuss Russlands

Ein Mann fährt auf einem roten Motorrad an einem Panzer vorbei.
Russland droht mit Gegenwehr, sollte sein Territorium wieder angegriffen werden.

Der Ukraine-Konflikt fordert nun erstmals auch auf russischem Territorium Blutzoll. Beim Beschuss russischen Staatsgebiets von ukrainischer Seite ist ein Mensch getötet worden. Zwei weitere seien verletzt worden, meldete die Agentur Interfax unter Berufung auf Sicherheitskräfte. Das Geschoß schlug laut Bericht in einem Haus im Gebiet Rostow ein, das in der Nähe der Kampfzone liegt.

Russland hat vor "unwiderruflichen" Konsequenzen gewarnt, sollten sich die Geschehnisse wiederholen. Bei dem Beschuss handle es sich um eine Aggression der Ukraine gegen russisches Hoheitsgebiet und die Bevölkerung der Russischen Föderation, teilte das Außenministerium in Moskau am Sonntag mit. Eine entsprechende Protestnote sei der Ukraine übergeben worden.

"Es gibt keinen Zweifel, ukrainische Streitkräfte schießen nicht in russisches Territorium. Wir haben nicht geschossen", reagierte ein ukrainischer Militärsprecher.

Zehntausende Flüchtlinge

Ein kleines Mädchen hält die Hand eines Erwachsenen und eine Stoffpuppe.
epa04310990 A Ukrainianrefugee girl is received by State emergency service psychologists at the railway station in the West-Ukrainian city of Lviv, Ukraine, 11 July 2014. More than 3000 immigrants from Eastern Ukraine arrived during the last months in Lviv's region to reside for an indefinite time, Ukrainian officials said. Ukraine insisted that there would be no ceasefire or negotiations before the pro-Russian separatists in the country's east give up their arms. Ukrainian government forces expanded their control in the Donetsk region over the weekend after rebels retreated from their strongholds Slaviansk and Kramatorsk to the city of Donetsk. EPA/IVAN BOBERSKYY
Russische Behörden berichten bereits von einer "humanitären Katastrophe" auf ihrem Staatsterritorium. Rund 21.000 Flüchtlinge hielten sich demnach am Wochenende in den insgesamt 321 eingerichteten Übergangslagern auf, wie das Zivilschutzministerium mitteilte. Insgesamt 30 Regionen würden inzwischen Ukrainer aufnehmen.

Die aus dem Kriegsgebiet geflüchteten Menschen kommen bisher mehrheitlich bei ihren Verwandten, Bekannten und bei Freiwilligen unter. Die Gesamtzahl der aus der Ostukraine Übergesiedelten liegt nach Angaben der russischen Migrationsbehörde bei rund einer halben Million Menschen. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es nicht.

Die Kämpfe in der Ostukraine dauern seit Mitte April an. Die ukrainische Führung will mit dem militärischen Vorgehen verhindern, dass sich die nicht anerkannten "Volksrepubliken" Donezk und Lugansk komplett von der Ukraine abspalten. Die russisch geprägte Region Donbass erkennt die proeuropäische Führung in Kiew nicht an. Friedensbemühungen hatten bisher zu keinem greifbaren Ergebnis geführt.

Eskalation in Donbass

Indessen spitzt sich die Lage in Donbass weiter zu. Bei schweren Luftangriffen in der Ostukraine töteten die Streitkräfte nach eigenen Angaben Hunderte Separatisten allein in der Stadt Dserschinsk. Die prorussischen Aufständischen wiesen die Zahlen als nicht zutreffend zurück, bestätigten allerdings den massiven Beschuss mit Raketen. Man sei intensiv mit der Evakuierung von Ortschaften beschäftigt. Aufseiten der Aufständischen habe es keine Verluste gegeben.

Die prorussischen Kräfte meldeten zudem den Abschuss eines ukrainischen Kampfbombers vom Typ Suchoi Su-25 in der Stadt Gorlowka. Der ukrainische Rat für Nationale Sicherheit und Verteidigung (SNBO) teilte mit, seit Freitag seien fünf Soldaten getötet und etwa 30 weitere verletzt worden. SNBO-Sprecher Andrej Lyssenko bezeichnete die Lage als "gespannt". "Das Militär setzt die Angriffe fort", sagte er.

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