Die Macht der Bilder: Politik ist immer auch Inszenierung
Angela Merkels Besuch bei Markus Söder am Dienstag am Chiemsee war fototechnisch die beste Inszenierung seit langem. Und das war auch so gewollt, denn niemand weiß besser als die deutsche Kanzlerin wie man mit Fotos Stimmung erzeugt. Der bayerische CSU-Chef und Ministerpräsident hätte sich das Wetter auch nicht besser bestellen können.
Das zeigte sie schon bei G-7 Treffen in Elmau, als sie dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama 2015 die „Welt erklärte“ – vor dem prachtvollen Wetterstein.
Auch nicht zufällig trug sie an diesem Tag eine blitzrote Jacke, sodass man sie auf dem Gruppenfoto sofort ausmachen konnte.
Was Merkel kann, konnte Theresa May auch sehr gut. Beim Commonwealth Treffen im Waterloo Zimmer auf Schloss Windsor im April 2018 offenbarte sich die ganze alte Pracht des verlorenen Empires.
Auch Donald Trump schrieb Geschichte als er am 30. Juni 2019 einen Schritt von Süd- nach Nordkorea setzte und in der entmilitarisierten Zone der zwei Koreas in Panmunjom Kim Jong-un die Hand schüttelte. Das Treffen brachte zwar nicht viel, aber schöne Fotos.
Der französische Präsident Emmanuel Macron empfing Wladimir Putin bei ihrem ersten Treffen am 29. Mai 2017 in Versailles und führte Putin durch die Galerie der Schlachtenbilder zur ersten gemeinsamen Pressekonferenz.
Eine besondere Inszenierung war auch die erste Unter-Wasser-Kabinettssitzung zu der Präsident Mohamed Nasheed am 17. Oktober 2009 geladen hatte.
Wer erinnert sich noch? Der libysche Diktator Muammar al-Gaddafi wollte immer auf seine beduinische Herkunft aufmerksam machen und empfing alle Regierungschefs von Silvio Berlusconi bis Tony Blair und Gerhard Schröder im Beduinenzelt. Das Foto mit Gerhard Schröder entstand am 14. Oktober 2004.
Auch der Haydnsaal von Schloss Esterhazy in Eisenstadt wurde dreimal (2005, 2007 und 2009) für eine gemeinsame Sitzung der österreichischen und der ungarischen Regierung ausgewählt. Eine leise Erinnerung an die k.u.k. Zeit.
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