Griechen-Hilfe: Rebellen ärgern und freuen die CDU

Ob es wirklich 100 Gegenstimmen werden könnten, wie mancher Beobachter orakelt, will Klaus-Peter Willsch nicht sagen. Aber zumindest 60 werden es durchaus, sagt der CDU-Abgeordnete: Heute entscheidet der Bundestag über das 86-Milliarden-Paket für Griechenland – Kanzlerin Angela Merkel steht dabei einer nicht zu kleinen Menge an Neinsagern gegenüber. "Manch einer wird einfach nicht aus dem Urlaub zurückkommen", sagt Willsch. Der Hesse hat gegen alle Hilfspakete votiert, er ist offen für einen Grexit.
In den vergangenen Wochen wurden die Stimmen der Kritiker in CDU und CSU wieder lauter – ebenso wie die Bestrebungen, die Rebellen wieder auf Linie zu bringen, mehr wurden. Zuletzt bemühte sich sogar Finanzminister Schäuble um Einigkeit. Fraktionsvorsitzender Volker Kauder, einer der engsten Vertrauten Merkels, drohte den Rebellen gar unverhohlen mit dem Rauswurf aus wichtigen Ausschüssen. "Den Kollegen wird gesagt, du verbaust dir die Karriere, wenn du mit Nein stimmst", sagt Willsch – ihm selbst ist das vor zwei Jahren passiert, damals flog der Volkswirt flog aus dem Haushaltsausschuss.
Kopfschütteln
Bei den Wählern scheint er mit seinem Kurs anzukommen. Zuletzt wählten ihn 51 Prozent seines Wahlkreises direkt in den Bundestag. Willsch sieht sich deshalb mit anderen Neinsagern wie Wolfgang Bosbach als wichtige Stimme in der Partei, die jene vertritt, die "ratlos und kopfschüttelnd zusehen". Dies mag selbst der Parteiführung nicht ungelegen kommen – sie kann sich so gegen die AfD absichern. Und für Merkel ist eine gewisse Quote an Neinsagern leicht aushaltbar; die Mehrheit sichern ihr ohnehin SPD und Grüne.
Weniger erfreut dürfte man aber über das neueste Buch des Hessen sein. In "Von Rettern und Rebellen" hat Thilo Sarrazin das Vorwort verfasst. Und der ist auch für die CDU ein rotes Tuch.
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