Der Tag, an dem JFK starb

Was vom Glanz des US-Präsidenten John F. Kennedy geblieben ist.

Er ging als einer der Großen des 20. Jahrhunderts in die Geschichte ein. Weil er den Menschen mit seiner völlig neuen Art der Politik Hoffnung gab und weil er, wie man damals dachte, ein vorbildliches Leben führte. Aber natürlich auch, weil er in Erfüllung seiner Pflicht als Präsident der Vereinigten Staaten tragisch ums Leben kam. Heuer jährt sich der Tag, an dem John F. Kennedy ermordet wurde, zum 50. Mal. Doch vom Glanz seiner Persönlichkeit scheint nicht viel übrig geblieben zu sein, nachdem JFK in zahlreichen Büchern und Filmen demontiert wurde. Sollten noch Reste der Sympathie, die man ihm einst entgegenbrachte, übrig geblieben sein, dann werden sie heuer zerstört. Durch neue Bücher und Dokumentationen, die weitere unschöne Details zutage fördern.

Die vielen Affären

Dass Kennedy seine Frau betrogen hat, ist bekannt. Doch Christopher Andersons eben erschienene Skandalbiografie „The Final Year of Jack and Jackie“ durchleuchtet auch die Zeit vor seiner Präsidentschaft, in der es um Bordellbesuche und um voreheliche Affären mit Audrey Hepburn, Joan Crawford, Zsa Zsa Gabor und vielen anderen geht.

Kaum verheiratet, machte sich Kennedy, laut dieser Biografie, an seine Schwägerin Lee Radziwill heran, und als Jackie schwanger war, brach er zu einem Liebesausflug mit unbekannter Schönheit ins Mittelmeer auf. Dass seine Frau in diesen Tagen eine Fehlgeburt erlitt, ließ ihn kalt. Er blieb in amouröser Gesellschaft auf der Yacht.

Neues über Marilyn

Selbst über die hinlänglich dokumentierte Affäre mit Marilyn Monroe gibt es zu Kennedys 50. Todestag Neues zu berichten. Die Monroe war überzeugt davon, dass der Präsident sich ihretwegen scheiden lassen würde und rief eines Tages die First Lady an, um sie davon in Kenntnis zu setzen. „Heirate ihn nur“, soll Jackie gesagt haben, „ziehe ins Weiße Haus ein und übernehme meine Pflichten. Ich ziehe dann aus und du hast alle Probleme.“ Informant dieses Gesprächs war laut Biograf Anderson kein Geringerer als JFK-Schwager Peter Lawford.

Wie zu erwarten, geben die neuen Kennedy-Bücher auch den Verschwörungstheorien breiten Raum. Nun sei aber nicht nur die lästig gewordene Monroe vom Kennedy-Clan beseitigt worden, sondern auch eine weitere Geliebte namens Mary Pinchot Meyer, mit der der Präsident LSD und andere Drogen genommen hätte. Sie wurde im Oktober 1963, wenige Wochen vor Kennedys Ermordung, am Ufer des Pontiac Flusses erschossen aufgefunden, ohne dass ihr Tod je geklärt werden konnte.

Kennedy und Drogen

Dass Kennedy Drogen nahm, gilt als erwiesen. Sein Hausarzt Max Jacobson verschrieb dem unter starken Rückenschmerzen leidenden Präsidenten Medikamente, die ihn über kurz oder lang, auch ohne nach Dallas zu fahren, umgebracht hätten.

Verklärte Erinnerung

Obwohl Jacqueline wusste, dass ihr Mann alles andere als treu war, war gerade sie es, die ihn für die Nachwelt verklärt darstellte. In ihren erst 2011, fast zwei Jahrzehnte nach ihrem Tod, erschienenen Erinnerungen verliert sie kein böses Wort über ihn, erwähnt nur, dass Kremlchef Chruschtschow ihr während einer Ballettaufführung in der Wiener Staatsoper zugeflüstert hätte: „Die Tänzerinnen haben alle nur Ihren Mann im Blick. Sie dürfen ihn niemals allein auf Staatsbesuch gehen lassen, er ist ein so gut aussehender Mann.“

Natürlich betreffen die beliebten Verschwörungstheorien nicht nur den Tod seiner Geliebten, sondern auch seinen eigenen. Doch sind es diesmal weder Mafiosi noch Sowjetagenten oder Rassisten, die Kennedy getötet haben, sondern sein Leibwächter George Hickey. Dieser hätte den Präsidenten irrtümlich erschossen, behauptet der ehemalige Kriminalbeamte Colin McLaren, der seine Theorie in „JFK – The Smoking Gun“ untermauert.

Der tödliche Schuss

Ein Mann rennt zu einer Limousine, in der vermutlich John F. Kennedy sitzt.
Archivbild Bild: Amateurfilm-Szene vom Präsidenten-Mord in Dallas: Geheimdienstmann, Jacqueline Kennedy
In diesem am 3. November, kurz vor Kennedys Todestag, in den USA gesendeten Doku-Drama erklärt McLaren, dass der angebliche Todesschütze Lee Harvey Oswald tatsächlich den ersten Schuss auf JFK abgefeuert hätte, doch der sei nicht tödlich gewesen. Als die Wagenkolonne nach Oswalds Schuss abrupt stehen blieb, hätte der Secret-Service-Mann George Hickey sein Sturmgewehr in Anschlag gebracht und auf der Suche nach dem Schützen entsichert. Kurz danach starteten die Wagen durch und da löste sich aus Hickeys Waffe ein Schuss, der den 46-jährigen Präsidenten traf. Erst dieser Schuss war tödlich. Die Produzenten der Dokumentation erklären, ballistische Beweise liefern zu können.

Kennedys Nachfolger, Lyndon B. Johnson, hätte das Versagen des Secret Service – auch vor der Warren-Kommission, die Kennedys Tod untersuchte – vertuschen lassen, weil es die Autorität des Staates untergraben hätte, dass der Präsident von seinem eigenen Leibwächter erschossen worden sei.

Was bleibt von JFK

Sind es tatsächlich nur Liebesaffären, Drogen und Verschwörungstheorien, die 50 Jahre nach seinem gewaltsamen Tod von John F. Kennedy übrig blieben?

Jeder, der den Tag seiner Ermordung bewusst erlebt hat, kann sich an diesen Tag erinnern. Ich war damals zwölf, und wir hatten noch keinen Fernsehapparat, weshalb mein Vater die „Zeit im Bild“ bei Nachbarn sah. Geschockt kam er nach Hause und erzählte uns, dass John F. Kennedy ermordet wurde.

Damals und in den Jahren danach setzte sich in mir das Bild eines Helden fest, der in der Blüte seiner Jahre für die Ideale des Friedens, der Demokratie und der Gleichberechtigung gestorben ist.

Irgendwie weigere ich mich, mir dieses Bild von nicht immer ganz nachvollziehbaren Skandalbiografien, Drogengeschichten und Verschwörungstheorien zerstören zu lassen.

Jackie Kennedy wusste von Monroe-Affäre

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