Der neue Papst besucht Österreich: Tawadros II. sucht Unterstützung

Es ist seine zweite Auslandsreise seit seiner Papstweihe im November.

Seit Wochen bereitet sich die koptisch-orthodoxe Kirche in Österreich auf den Besuch von Papst Tawadros II. vor. „Das Volk freut sich schon sehr“, sagt Wadie Dawoud von der koptischen Gemeinde in Wien zum KURIER. Heute soll das neue Kirchenoberhaupt in Wien landen. Es ist seine zweite Auslandsreise seit seiner Papstweihe im November, die erste führte ihn nach Rom, zum Oberhaupt der katholischen Kirche, Papst Franziskus.

Dass schon die zweite Reise jene nach Österreich ist, ist kein Zufall. Papst Tawadros II., der mit bürgerlichem Namen Wagih Sobhi Baki Sulayman heißt, war bereits vor seiner Wahl mehrmals hier. Zuletzt im September 2012 bei der Eröffnung des „Pope Shenouda College“ in Wien, das nach seinem Vorgänger, Papst Shenouda III., benannt worden war. Tawadros ist mit dem koptischen Bischof der Diözese Österreich, Anba Gabriel, seit ihrer gemeinsamen Zeit im Kloster gut befreundet. „Als er als Papst auserwählt wurde, hat sich die österreichische Gemeinde besonders gefreut“, sagt Dawoud.

Einheit der Kirche

Der Besuch Tawadros’ im Vatikan diente dazu, die Verbundenheit der koptischen mit der katholischen Kirche zu demonstrieren. Die Reise fand Anfang Mai statt, genau 40 Jahre, nachdem der Koptenpapst Shenouda mit Papst Paul VI. den Weg für den offiziellen ökumenischen Dialog zwischen römisch-katholischer und koptisch-orthodoxer Kirche freimachte. Unterstützt wird dieser Dialog seit jeher von der Stiftung „Pro Oriente“, die auch den Papstbesuch in Österreich betreut.

Leben in Angst

Die koptische Gemeinde sucht Unterstützung, weil sie sich vor allem in ihrer Heimat Ägypten verfolgt fühlt, wo rund acht Millionen Kopten leben. „Wir haben überall Angst“, sagt ein Mitglied der koptischen Gemeinde zum KURIER. „Aber vor allem in Ägypten. Ich weiß das von meiner Familie in Kairo.“ Viele wollen auswandern. Erst vor wenigen Tagen ist in Alexandria bei einer Massenschlägerei zwischen Christen und Muslimen ein Kopte getötet worden. Mehrere Menschen wurden verletzt, die koptische Kirche beschädigt.

Kopten in Österreich

5500 Mitglieder

Seit 2003 ist die Koptische Kirche anerkannt. Hier leben rund 5500 koptische Christen. Die meisten in Wien. Ein Kloster befindet sich in Obersiebenbrunn, Kirchen in Wien, Graz, Klagenfurt, Linz und Bruck an der Mur.

Stationen des Besuchs

Am Donnerstag soll der Koptenpapst um 14.30 Uhr in Wien landen. Am Freitag folgt die Begegnung mit den Gläubigen in der koptischen Kirche in Wien-Donaustadt. Am Samstag hält Tawadros eine Predigt in der Marienkathedrale, bevor er Staatssekretär Sebastian Kurz trifft. Am Montag ist er neben Kardinal Schönborn Ehrengast bei einem Kirchenfest im Erzbischöflichen Palais. Am Dienstag trifft er Bundespräsident Fischer. Dann reist er in die Steiermark.

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