Früherer italienischer Staatspräsident Ciampi ist tot
Italiens Ex-Staatschef Carlo Azeglio Ciampi ist am Freitag im Alter von 95 Jahren gestorben. Ciampi, der zwischen 1999 und 2006 das Amt des Präsidenten bekleidet hatte, war vor einigen Tagen in ein Krankenhaus in Rom eingeliefert worden, nachdem sich sein Gesundheitszustand verschlechtert hatte. Vor zwei Jahren war Ciampi in Bozen am Blinddarm operiert worden. Damals wurde der Ex-Politiker auf der intensivstation behandelt.
Der aus Livorno stammende Ciampi hatte im Jahr 1993 auch wenige Monate lang als Premier amtiert. 14 Jahre lang war er Italiens Notenbankchef.
Beliebter Politiker
Kaum ein anderer Politiker ist bei den Italienern so beliebt wie der elegante Mann mit den markanten Augenbrauen, der seinem Land den Weg in die Euro-Zone geebnet hat, und das zu einem Zeitpunkt, als die schwache Lira noch europaweit als Sorgenkind galt. "Signor Euro", hieß er deshalb auch allerorts.
Notenbankchef
Der 1963 als Funktionär in die Banca d'Italia eingetretene Ciampi war fast 50 Jahre lang in der Zentralbank tätig. Zwischen 1979 und 1993 besetzte er den Posten des Notenbankchefs. 1993, kurz nach Ausbruch des Schmiergeldskandals "Tangentopoli", der eine ganze politische Elite wegfegte, wurde er aufgerufen, ein parteiunabhängiges Übergangskabinett mit der Aufgabe zu bilden, das Land bis zu den Neuwahlen 1994 zu führen. Während immer mehr Politiker in den Sog des Skandals gerieten, wurde Ciampi als "Retter in der Not" in den Palazzo Chigi, den Regierungssitz, gerufen. Das fand auch im Ausland Beachtung: Ciampi wurde zur Symbolfigur einer neuen Glaubwürdigkeit.
Europa-Enthusiast
1999 wurde Ciampi im ersten Wahlgang mit überwältigender Mehrheit zum Staatspräsidenten gewählt. Der erklärte Europa-Enthusiast und "Präsident eines besseren Italiens" hat auch immer wieder Stellung zu unbequemen Themen bezogen. So bestand er im Gegensatz zu Ministerpräsident Silvio Berlusconi, der fest hinter der Irak-Politik der USA stand, stets auf eine führende Rolle der UNO in dem Konflikt. Ciampi, der immer wieder in Südtirol urlaubte, blieb bis 2006 im Amt, als er von Giorgio Napolitano als Präsident abgelöst wurde.
Über die politische Lage in seinem Land zeigte sich Ciampi vor wenigen Jahren durchaus besorgt. "Wir erleben dunkle Zeiten. Der Sinn für Ethik im öffentlichen Leben ist verloren gegangen. Es fehlt an Respekt für die Institutionen", kommentierte Ciampi als Alt-Präsident.
Kommentare