Coronavirus: Jena plant als erste deutsche Großstadt eine Mundschutz-Pflicht

Coronavirus: Jena plant als erste deutsche Großstadt eine Mundschutz-Pflicht
Die thüringische Stadt will ab kommender Woche eine Mundschutz-Pflicht in öffentlichen Bereichen einführen.

Die Stadt Jena in Thüringen wird ab kommender Woche in der Coranavirus-Pandemie eine Maskenpflicht einführen. "In einer Woche soll das Tragen eines Mund-und-Nasen-Schutzes in Jenaer Verkaufsstellen, dem öffentlichen Nahverkehr und Gebäuden mit Publikumsverkehr verpflichtend werden", teilte die Stadt mit. Die Maßnahme sei vom Fachdienst Gesundheit angemahnt worden. Ziel sei es, die Sicherheit des Personals im öffentlichen Leben zu erhöhen. Neben Masken seien auch Tücher oder Schals als Schutz möglich, wenn sie Nase und Mund bedeckten.

Die Stadt hat nach eigenen Angaben eine Grundausstattung an Masken. Damit wolle man Pflegekräfte, Ärzte, Fahrer im öffentlichen Nahverkehr und andere Menschen in systemrelevanter Infrastruktur versorgen. An die Bevölkerung erging die Bitte: "Nähen Sie sich selbst und anderen Menschen den wichtigen Mund-Nasen-Schutz, um die Verbreitung des Virus einzudämmen."

Deutscher Regierungssprecher: "Derzeit noch kein Thema"

Die österreichische Regierung hatte am Montag unter anderem eine Mundschutz-Pflicht für Einkäufe in Supermärkten angekündigt. Mit Blick darauf reagiert die deutsche Regierung am Vortag zurückhaltend. Eine Pflicht zum Tragen eines Mundschutzes in Supermärkten nach dem Vorbild Österreichs ist in Deutschland derzeit noch kein Thema. Ein solcher Schutz sei "vielleicht eine sinnvolle Ergänzung zu den ohnehin geltenden Hygieneregeln", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Dies dürfe aber nicht dazu führen, "dass sich ein falsches Sicherheitsgefühl einstellt" und die Regeln wie Abstand halten, Hände waschen und Kontakte vermeiden nicht mehr eingehalten würden.

WHO sieht keinen Nutzen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus keinen Nutzen im allgemeinen Mundschutztragen. Es gebe keinerlei Anzeichen dafür, dass damit etwas gewonnen wäre, sagte der WHO-Nothilfedirektor Michael Ryan am Montag in Genf. Vielmehr gebe es zusätzliche Risiken, wenn Menschen die Masken falsch abnehmen und sich dabei womöglich infizieren.

Der Präsident der Bundes­ärzte­kammer (BÄK), Klaus Reinhardt, hat die Be­völ­kerung wiederum zum Anfertigen und Tragen von Schutzmasken aufgerufen. "Mein Rat: Besorgen Sie sich einfache Schutzmasken oder basteln Sie sich selbst welche und tragen Sie diese im öffentlichen Raum", sagte er der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Die Masken garantierten zwar keinen Schutz vor Ansteckung, sie könnten jedoch das Risiko ein wenig verringern. Die einfachen Masken aus Stoff oder anderen Materialien seien nur ein Hilfskonstrukt, räumte Reinhardt ein. "Aber sie sind besser als nichts, weil sie die Atemluft filtern."

 

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