Was China nützt

Xi Jinping bei einer Veranstaltung, eine Reihe von Dokumenten vor sich liegend.
Warum Peking wilde Warnungen an den Westen richtet, den es aber auch nicht verprellen will

 

Da haben Chinas Staatschef und sein Außenminister ordentlich ausgeholt: Die USA und der Westen wollen den Aufstieg Chinas bremsen, orakelte der eine beim Volkskongress in Peking; wenn Washington bei seinen Provokationen „nicht auf die Bremse“ trete, könnten auch Leitschienen eine Entgleisung nicht aufhalten, sagte der andere und warnte vor Konflikten, Konfrontationen und „katastophalen Folgen“.

Und weil die Chinesen Bilder lieben, folgte gleich noch eines: Zwischen den USA und China sei es wie bei einem unfairen olympischen Rennen, bei dem ein Konkurrent bloß danach strebe, den anderen zu überlisten oder zu verletzen. Gemeint waren unter anderem Waffenlieferungen an Taiwan.

Das Argument ließe sich auch umdrehen – wie steht’s denn um die chinesische (Industrie-)Spionage in der westlichen Welt? Um die Bestrafung kritischer Nationen mit Lieferboykotts? Um die Erpressung von Staaten, die chinesische "Wirtschaftshilfe" (Kolonialisierung) nicht zurückzahlen können?

Aber um Argumente geht es China gar nicht. Es geht um das, worum es China immer geht: Das Reich der Mitte zuerst, und wer im Weg steht, ist ein Feind. Der Weg ist zufällig der zur Nummer eins der Welt, wirtschaftlich, militärisch – aber vor allem, weil es China nützt.

Das gilt es auch zu bedenken, wenn man hofft, China könnte in Sachen Ukraine einen Waffenstillstand oder gar einen Frieden vermitteln (weil Xi Jinping bisher doch so zurückhaltend in seiner Unterstützung für Wladimir Putin war): China engagiert sich mit seinen Vorstößen für Verhandlungen nicht, weil ihm der Weltfrieden am Herzen liegt; es tut das mit Blick darauf, was ihm nützt.

Und da besteht tatsächlich ein bisschen Hoffnung: Weil China der europäische und der amerikanische Markt hundert Mal wichtiger sind als der marode russische, wird Peking an der Ukraine-Front den Westen nicht verprellen ...

Vielleicht können die vom Volkskongress gelieferten Bilder ja so verstanden werden: ... wenn der Westen nicht China verprellt.

Porträt eines Mannes mit Brille und blauem Sakko vor dem Schriftzug „Kurier Kommentar“.

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