Großbritannien: Erste Premierministerin seit Thatcher

Theresa May (li.) und Andrea Leadsom machen die Cameron-Nachfolge unter sich aus
Der parteiinterne Wahlkampf ging in die vorletzte Runde. Es sind nur noch Theresa May und Andrea Leadsom im Rennen.

Auf der Suche nach einem Nachfolger für den scheidenden Premierminister David Cameron haben die britischen Konservativen am Donnerstag die beiden Final-Kandidaten bestimmt. Zwei von ursprünglich fünf Politikern sind noch im Rennen: Innenministerin Theresa May und Energie-Staatssekretärin Andrea Leadsom. Justizminister Michael Gove (48) erhielt bei der Abstimmung der Parlamentarier am Donnerstag die wenigsten Stimmen und schied damit aus.

Damit machen zwei Frauen das Endspiel um den Tory-Vorsitz und das Amt des Premierministers unter sich aus. May (59) und Leadsom (53) müssen sich im Herbst einer Urwahl der 150.000 konservativen Parteimitglieder stellen, entschieden die Tory-Abgeordneten im Londoner Parlament.

Entscheidung bis 9. September

Am Dienstag war bereits Ex-Verteidigungsminister Liam Fox hinausgewählt worden, der viertplatzierte Arbeitsminister Stephen Crabb zog seine aussichtslose Kandidatur zurück. Die beiden Ausgeschiedenen haben ihren Anhängern empfohlen, sich hinter May zu stellen.

Der neue Parteichef und damit auch Premierminister soll bis zum 9. September feststehen. Cameron hatte seinen Rücktritt angekündigt, nachdem sich bei einem Referendum am 23. Juni 52 Prozent der britischen Wähler für den Brexit ausgesprochen hatten.

May in Favoritenrolle

May galt als klare Favoritin, die anders als ihre Konkurrenten gegen den EU-Austritt Großbritanniens war, auch wenn sie sich im Wahlkampf stets EU-kritisch äußerte.

Angesichts ihrer Favoritenrolle sagte May am Mittwoch, sie wolle keine "Krönung". Sie sei die beste Kandidatin, um in den Austrittsverhandlungen mit der EU gute Bedingungen für Großbritannien zu erreichen und sowohl die gespaltene Partei als auch das Land wieder zu einen. Gove dagegen argumentiert, nun müsse jemand das Ruder übernehmen, der für den Brexit geworben habe.

THERESA MAY: Die Innenministerin wird als Favoritin für den Chefsessel gehandelt. Sie gilt als kühl, kompetent und neue "Eiserne Lady" der Tories. Im ersten Wahldurchgang erhielt sie 165 Stimmen der konservativen Parlamentarier - und damit weit mehr als ihre Konkurrenten. Die 59-Jährige warb vor dem Brexit-Referendum verhalten für den Verbleib in der Union, blieb aber EU-kritisch, was ihr jetzt zugutekommt.

Falls sie gewählt wird, will sie sich mit den Austrittsverhandlungen bis nächstes Jahr Zeit lassen. Als Innenministerin verantwortet May schwierige Themen: Terrorabwehr, Überwachung, Polizei, Kindesmissbrauch. Vor allem in Sachen Einwanderungspolitik gilt sie als knallhart.

Großbritannien: Erste Premierministerin seit Thatcher
Andrea Leadsom, a candidate to succeed David Cameron as British prime minister, speaks at a news conference in central London, Britain July 7, 2016. REUTERS/Paul Hackett

ANDREA LEADSOM: Bis zum EU-Votum war die Energie-Staatssekretärin wenig bekannt. Doch während der Kampagne für den Brexit erwarb sie sich mit ihren sachlichen und durchdachten Argumenten Respekt. Nun gilt die 53-Jährige als gefährlichste Konkurrentin für May. Im ersten Auswahlverfahren stimmten 66 Konservative für Leadsom. Unter ihren Unterstützern ist auch der Brexit-Wortführer und Londoner Ex-Bürgermeister Boris Johnson.

Die Politikerin sieht den Austritt Großbritanniens aus der EU als große Chance für das Land. Falls sie Premierministerin wird, will sie mit den Austrittsverhandlungen aufs Tempo drücken. Vor ihrer politischen Karriere war Leadsom 25 Jahre lang als Bankerin tätig.

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