Brüssel-Attentäter hatten eigentlich Paris im Visier

Die Brüsseler Jihadisten-Zelle hatte nach den Paris-Attentaten ursprünglich weitere Anschläge in Frankreich geplant, schlug wegen Fortschritten der Ermittler dann aber überstürzt in Brüssel zu. Das gab die belgische Generalstaatsanwaltschaft am Sonntag bekannt. Gegen den am Freitag festgenommenen Mohamed Abrini wurde Haftbefehl wegen "terroristischen Mordes" in Brüssel und in Paris erlassen.
Viele Elemente in den Ermittlungen haben gezeigt, dass die Terrorgruppe ursprünglich die Absicht hatte, ein zweites Mal Frankreich zu treffen", erklärte die Generalstaatsanwaltschaft. "Von der Geschwindigkeit der Fortschritte der laufenden Ermittlungen überrascht, trafen sie eilig die Entscheidung, in Brüssel zuzuschlagen."
Am 18. März - vier Tage vor den Brüsseler Anschlägen - hatten die belgischen Fahnder Salah Abdeslam festgenommen, der Zimmer für die Paris-Attentäter gemietet hatte und in der Anschlagsnacht in der französischen Hauptstadt war. Am Freitagabend ging den Fahndern in der Brüsseler Vorstadt Anderlecht dann Abdeslams Jugendfreund Abrini ins Netz.
Zusammenhang zwischen Brüssel und Paris
Der kürzlich verhaftete Mohamed Abrini, der wochenlang als der "Mann mit dem Hut" gesucht worden war, wurde wegen "terroristischen Mordes" sowohl im Zusammenhang mit den Attacken von Paris als auch jenen in Brüssel angeklagt, wie die Staatsanwaltschaft am Sonntag weiter mitteilte. Nach bisherigem Ermittlungsstand handelt es sich bei ihm um den dritten Attentäter vom Brüsseler Flughafen. Er soll zudem mit dem lange gesuchten Salah Abdeslam im Vorfeld der Paris-Attentate unterwegs gewesen sein. Ihm werden "die Beteiligung an Aktivitäten einer Terrorgruppe, terroristische Morde und versuchte terroristische Morde" vorgeworfen, erklärten die Justizbehörden.
Inwieweit die Zelle schon konkrete Planungen für weitere Anschläge in Frankreich hatte, blieb am Sonntag zunächst offen. Die französische Polizei hatte im vergangenen Monat unweit von Paris einen mutmaßlichen Extremisten namens Reda Kriket verhaftet und in einer von ihm genutzten Wohnung Waffen und Sprengstoff sichergestellt. Dadurch sei ein "extremer Gewaltakt" eines "Terrornetzwerkes" verhindert worden, hatte die französische Staatsanwaltschaft damals erklärt.
U-Bahn-Attentäter auch festgenommen
Zudem wurde am Freitag Osama K. festgenommen - von belgischen Medien als der Schwede Osama Krayem identifiziert - der im Zusammenhang dem Angriff auf die Brüssler U-Bahn gesucht wurde. Er war kurz vor dem Anschlag mit dem späteren Attentäter Khalid El Bakraoui von Überwachungskameras gefilmt worden. Auch beim Einkauf der Taschen, die die Terroristen bei den Anschlägen nutzen, sei er dabei gewesen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Wie andere Verdächtige der Anschlagsserien in Frankreich und Belgien soll er zunächst für die Extremisten-Miliz "Islamischer Staat" (IS) in Syrien gekämpft haben und im vergangenen Sommer in einem Flüchtlingsboot über Griechenland nach Europa gelangt sein.
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