Brasilien: Verbindungen zwischen Bolsonaro und Mord an Politikerin

Brasilien: Verbindungen zwischen Bolsonaro und Mord an Politikerin
Linke Stadträtin Marielle Franco vor einem Jahr in Rio ermordet

Ein Jahr nach dem Mord an der linken Stadträtin und Aktivistin Marielle Franco in Rio de Janeiro haben Ermittlungen mögliche Verbindungen zwischen den beiden mutmaßlichen Tätern und dem rechtsradikalen Staatschef Jair Bolsonaro ergeben. Einer der beiden Verdächtigen postete auf seiner Facebookseite ein Foto von sich und Bolsonaro, das in den Online-Netzwerken geteilt wurde.

Es handelt sich um den ehemaligen Militärpolizisten Élcio Vieira de Queiroz, der am 14. März 2018 das Tatfahrzeug gefahren haben soll. Der zweite Tatverdächtige, Ronie Lessa, wurde am Dienstag in dem Wohngebäude festgenommen, in dem auch Bolsonaro ein Appartement hat. Lessa soll die tödlichen Schüsse auf Franco und ihren Fahrer Anderson Gomes abgegeben. In dem Gebäude im Stadtteil Barra da Tijuca mit Blick aufs Meer hatte Bolsonaro im vergangenen Oktober seine Wahl zum Staatschef vor tausenden von Anhängern gefeiert.

Polizeikommissar Giniton Lages sagte während einer Pressekonferenz, dass Lessa in dem Gebäude wohne, in dem auch Bolsonaro bei seinen Aufenthalten in Rio absteige, habe im Zusammenhang mit Francos Ermordung "nicht viel" zu bedeuten. "Es gibt keine direkte Beziehung zur Bolsonaro-Familie, wir haben nichts entdeckt", fügte er hinzu.

Das mittlerweile von Vieira de Queiroz' Facebookprofil gelöschte Foto von ihm und Bolsonaro soll aus dem Jahr 2011 stammen. Zu sehen ist allerdings nur die untere Gesichtshälfte des künftigen Präsidenten. Bolsonaro antwortete unterdessen auf Fragen von Journalisten in Brasília, er lasse sich in ganz Brasilien mit "tausenden Militärs" ablichten.

Kommissar Lages schien unterdessen eine Liebesbeziehung zwischen der Tochter des mutmaßlichen Todesschützen und einem von Bolsonaros Söhnen zu bestätigen. Von einem Reporter danach befragt, sagte er: "So ist es (...), aber das ist für uns zur Zeit nicht wichtig."

Nach Erkenntnissen der Ermittler wurde die Ermordung der schwarzen Kommunalpolitikerin drei Monate lang genau geplant. Die 38-jährige Franco, alleinerziehende Mutter und Lesbe, saß für die linke Partei Sozialismus und Freiheit (PSOL) im Stadtrat, setzte sich für die Rechte der Schwarzen in Brasilien ein und übte scharfe Kritik am Vorgehen der Polizei in den Armenvierteln der Stadt. Ihre Ermordung schockierte die Brasilianer und löste eine Protestwelle gegen zunehmende Gewalt in Rio aus.

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