Bis zu 20.000 Euro: Italien streitet über Hochzeit-Bonus
Italiens rechte Regierungspartei Lega hat im Parlament einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der einen Bonus in Höhe von bis zu 20.000 Euro für Paare vorsieht, die in der Kirche heiraten. Der Vorschlag sorgte für Aufsehen und zwang die Regierung um Premierministerin Giorgia Meloni klarzustellen, dass es sich bei dem Vorschlag um eine parlamentarische Initiative der Lega handle und nicht um einen Regierungsbeschluss.
Der Gesetzesentwurf über die Einführung eines Zuschusses für heiratswillige Paare, die sich kirchlich trauen wollen, wurde von vier Lega-Parlamentariern eingereicht. Sofort brach eine Kontroverse aus, da die Opposition hervorhob, dass Italien ein säkularer Staat sei und daher nicht nur kirchliche Hochzeiten fördern könne.
Staat soll für Kleider, Blumen und Co zahlen
Dem Lega-Vorschlag zufolge soll der Staat eine 20-prozentige Rückerstattung der Ausgaben für die Hochzeit gewähren: Vom Blumenschmuck in der Kirche, bis hin zu Kleidung für Braut und Bräutigam, Catering-Service, Hochzeitsgeschenken, Friseur, Make-up und Fotoshootings. Die Initiatoren wollen eigenen Angaben zufolge die seit Jahren rückläufige Zahl der Hochzeiten wieder beleben.
Der Vorschlag löste hitzige Diskussionen aus. Benedetto Della Vedova, Vertreter der Oppositionspartei Più Europa, warf der Lega vor, kirchliche Trauungen begünstigen zu wollen, damit homosexuelle Paare kein Geld bekommen können. Die sozialdemokratische Fraktionschefin Simona Malpezzi sprach von einem "absurden und populistischen Vorschlag".
Die Regierung Meloni stellte am Sonntagabend klar, dass der Hochzeit-Bonus ein Vorschlag einiger Lega-Parlamentarier und keine Regierungsinitiative sei. "Innerhalb eines komplexen finanziellen Rahmens arbeitet die Regierung daran, Familien mit konkreten Maßnahmen zu unterstützen. Der Bonus für Hochzeiten ist ein Vorschlag, der von Abgeordneten der Lega vorgelegt wurde", erklärte Guido Crosetto, Verteidigungsminister und Nummer zwei von Melonis Partei Fratelli d'Italia.
Vorschlag soll nun korrigiert werden
Unter dem Druck der Opposition kündigten die Lega-Parlamentarier "Korrekturen" an. So soll der Bonus auch bei standesamtlichen Trauungen ausgeschüttet werden, sagte der Lega-Abgeordnete Domenico Furgiuele.
Vor allem seit der Pandemie ist die Zahl der Hochzeiten in Italien stark gesunken, vor allem die kirchlichen. 2020 wurden 96.841 Ehen geschlossen, um 87.000 weniger als 2019, was einem Rückgang von 47,4 Prozent entspricht. In den ersten neun Monaten des Jahres 2021 war die Zahl der Hochzeiten gegenüber dem Vergleichszeitraum des letzten Vor-Pandemie-Jahres 2019 um 4,5 Prozent rückläufig.
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