Bayern: Wer sind die "Freien Wähler"?

Nach der Landtagswahl in Bayern - Freie Wähler
Aus dem Dunstkreis der CSU entstanden: Parteichef Hubert Aiwanger könnte Vize-Ministerpräsident werden

Fast ein Drittel all derer, die der CSU zugunsten einer anderen Partei den Rücken gekehrt haben, stimmten für die „ Freien Wähler“. Mit 11,6 Prozent Stimmanteil und 27 Sitzen im bayerischen Landtag gelten sie nun als mögliche Bündnispartner der CSU, nach deren Verlust der absoluten Mehrheit. Noch am Wahlabend sprach sich der bayerische Ministerpräsident Markus Söder für ein „bürgerliches Bündnis“ aus – heißt: gegen die Grünen und für die „Freien Wähler“.

Bei Fragen der Asyl- und Migrationspolitik sind sich beide Parteien sehr nah. Die „Freien Wähler“ wollen den Familiennachzug begrenzen und Rückkehrhilfen verstärken. Auch in ihrer Forderung nach einem Heimatkunde-Schulfach lässt sich das wertkonservative Profil der Partei erkennen.

Schwer einzuordnen

Trotzdem sind die aus dem Dunstkreis der CSU entstandenen „Freien Wähler“ keine zweite CSU. Ein Kernversprechen im Wahlkampf war eine kostenlose Kinderbetreuung – eine Forderung, die sie mit der SPD teilten. Sogar mit den Grünen gibt es Schnittmengen: Tiere sollen besser geschützt und eine dritte Startbahn am Münchener Flughafen soll verhindert werden.

Im EU-Parlament hat die Partei zwei Abgeordnete sitzen, jedoch in zwei unterschiedlichen Fraktionen. Dass die „Freien Wähler“ ideologisch schwer einzuordnen sind, hat auch mit ihrer Geschichte zu tun: Ursprünglich als Dachverband von freien Wählergruppen auf kommunaler Ebene gegründet, präsentierten sie sich zum ersten Mal 1998 bei einer Landtagswahl in Bayern. Außerhalb des Freistaates sind sie kaum präsent.

Kommt es zu einer Koalition mit der CSU, könnte der Vorsitzende der „Freien Wähler“, Hubert Aiwanger (47), demnächst Vize-Ministerpräsident von Bayern werden. Der studierte Bauer und Hobbyjäger gilt als treibende Kraft hinter dem Aufstieg seiner Partei. Unter seinem Vorsitz schaffte die Partei 2008 erstmals den Sprung in den Landtag. Stephan polet

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