Bahnstreik legt große Teile Großbritanniens lahm

National rail strike in Britain
Nur jede fünfte Zugverbindung findet statt, etwa die Hälfte des Streckennetzes wird nicht genutzt.

Zehntausende Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen britischer Bahnbetreiber sowie Angestellte des Streckenbetreibers Network Rail haben am Donnerstag zum zweiten Mal in dieser Woche die Arbeit niedergelegt. Sie fordern mehr Geld, eine Rücknahme geplanter Jobstreichungen und bessere Arbeitsbedingungen.

Für Pendler und Reisende bedeutete das erhebliche Einschränkungen. Jede fünfte Zugverbindung finde statt, und etwa die Hälfte des Streckennetzes werde nicht genutzt, meldete die Nachrichtenagentur PA.

2.500 Jobs sollen gestrichen werden

Die Gewerkschaft RMT fordert sieben Prozent mehr Geld für ihre Mitglieder. Die Arbeitgeber wollen maximal drei Prozent geben. Hintergrund ist, dass die Inflationsrate in Großbritannien bei mehr als neun Prozent liegt und weiter steigen könnte. Zudem fordert die Gewerkschaft, dass Network Rail Pläne zurücknimmt, wonach 2.500 Jobs gestrichen werden sollen. Eine Einigung zeichnet sich nicht ab. Weitere Streiks seien daher wahrscheinlich, sagte RMT-Chef Mick Lynch dem Sender Sky News zufolge. Der nächste Streik war für Samstag angekündigt.

Lynch warf der Regierung von Premierminister Boris Johnson zudem vor, die Gespräche zu untergraben. Network Rail ist ein staatseigenes Unternehmen. Die Regierung entziehe sich direkten Gesprächen, beschneide aber den Spielraum der Geschäftsführung soweit, dass eine Einigung bisher unmöglich gewesen sei.

Die Regierung kündigte unterdessen eine Gesetzesänderung an, um Bahnbetreibern den Einsatz von Zeitarbeitskräften an Streiktagen zu ermöglichen. Arbeitsrechtsexpertin Kate Bell von der Gewerkschaft TUC warf der Regierung vor, die Sicherheit von Bahnreisenden und Menschen in anderen Bereichen mit dem "zynischen" Schritt in Gefahr zu bringen, sollte unzureichend geschultes Personal zum Einsatz kommen.

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