Außenpolitik: Das kommt 2016 auf uns zu

Außenpolitik: Das kommt 2016 auf uns zu
Die Krisen des Vorjahres stellen die Welt auch heuer vor große Herausforderungen.

Mehr als eine Million Flüchtlinge strömten im Vorjahr nach Europa. Ob es heuer noch mehr oder weniger sein werden, ist nicht absehbar. Sicher aber ist: Es werden noch viele kommen – und Europa lässt es nach wie vor an einem koordinierten Krisenmanagement in der Flüchtlingsfrage missen.

Um an die Wurzel der Krise zu gehen, müssten die zahlreichen Kriege und Krisen, vor allem jener in Syrien, gestoppt werden. Bemühungen dafür laufen nun allmählich an, doch ob die verzweifelten Syrer heuer auf einen Friedensschluss hoffen dürfen, wagt noch niemand so recht zu glauben.

Punkto Wahlen steht ein besonders wichtiger Urnengang an: In den USA wird ein neuer Präsident gewählt. Auch für Europa ist dies extrem bedeutsam. Denn wer künftig ins Weiße Haus gewählt wird, bestimmt über Krieg und Frieden auf der Welt erheblich mit.

Weitere Flüchtlinge werden kommen

Außenpolitik: Das kommt 2016 auf uns zu
-- AFP PICTURES OF THE YEAR 2015 -- Volunteers walk on a pile of lifejackets left behind by refugees and migrants who arrived to the Greek island of Lesbos after crossing the Aegean sea from Turkey on December 3, 2015. Under pressure from European partners to better manage a huge influx of migrants, Greece admitted delays in its response but said EU promises had also not been carried out in full. / AFP / ARIS MESSINIS
Auch in diesem Jahr werden sich Hunderttausende Menschen aus Syrien, dem Irak, Afghanistan, Libyen und anderen Kriegsgebieten der Welt auf den Weg nach Europa machen. Allein im Libanon, Jordanien und in der Türkei warten Millionen Syrer auf eine Chance zur Flucht und damit auf ein neue Perspektive. Der Streit um die Verteilung der Menschen in Europa wird weitergehen – die Zerreißprobe für die EU ist noch nicht überstanden. Die Rolle der Türkei bleibt abzuwarten.

Neuer Präsident im Weißen Haus – oder eine Präsidentin

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U.S. President Barack Obama waves as he leaves his end of the year news conference at the White House in Washington December 18, 2015. REUTERS/Carlos Barria
Anschuldigungen, Beleidigungen, Verbalattacken – 2016 wird für die USA bis in den mittleren Herbst hinein ein Jahr heftigster Wahlkampfattacken sein. Am ersten Dienstag im November wird ein neuer Präsident gewählt. Präsident Barack Obama muss gehen, eine dritte Amtszeit verbietet die Verfassung der USA.
Spannend ist heuer: Zum ersten Mal in der Geschichte der Vereinigten Staaten hat eine Frau gute Chancen, Präsident zu werden. Die ehemalige First Lady und Ex-Außenministerin Hillary Clinton wird voraussichtlich als Kandidatin der Demokraten ins Rennen um die Präsidentschaft ziehen.
Wer ihr republikanischer Kontrahent wird, dürfte sich im Lauf der Vorwahlen im Frühling zeigen. Der streitlustige Bau-Tycoon und Kandidat Donald Trump, der in den Umfragen bei konservativen Wählern derzeit klar führt, bereitet der Grand Old Party in jedem Fall Kopfzerbrechen: Setzt er sich unter den anderen republikanischen Kandidaten durch, ist die Präsidentenwahl für die Republikaner kaum zu gewinnen. Zu viele Bevölkerungsgruppen – Mexikaner, andere Immigranten – hat Trump beleidigt. Schert er aber aus der Partei aus und tritt als unabhängiger Kandidat an, hat Hillary Clinton bereits so gut wie gewonnen.
Die besondere Ironie dabei wäre: Auch Bill Clinton hatte 1992 seine erste Präsidentenwahl vor allem deshalb gewonnen, weil ein unabhängiger Kandidat – Ross Perot – dem damaligen Favoriten, George Bush sen., notwendige Stimmen weggenommen hatte.
Was gegen die Demokratin Hillary Clinton spricht: Nach zwei Amtszeiten eines US-Präsidenten steht traditionell meist ein Parteiwechsel an. Nach Barack Obama wäre dies nun wieder ein Republikaner.

Kriegsherde in Nahost lassen sich nicht löschen

Außenpolitik: Das kommt 2016 auf uns zu
TOPSHOT - Shehab, a 23-year-old Syrian, practices the guitar amidst the rubble of buildings in the northern Syrian city of Aleppo on December 11, 2015. Shehab, a freelance videographer who uses YouTube to publish footage of air strikes by Syrian government forces, started learning the guitar, the only musical instrument he was able to find in war-torn Aleppo, as a hobby a year ago through the help of online tutorials and videos due to the lack of music shops and schools. Shehab believes that music holds the key to hope and is a great form of self-expression. AFP PHOTO / BARAA AL-HALABI / AFP / BARAA AL-HALABI

„Mindestens fünf Jahre noch“, so hört man es im Libanon allerorten, werde der Krieg im benachbarten Syrien noch dauern. Weitere fünf Jahre aber kann der kleine arabische Staat kaum durchstehen – mit zwei Millionen syrischen Flüchtlingen im Land.
Syrien selbst geht indessen heuer in das sechste Kriegsjahr – mit verheerenden Folgen. Fast die Hälfte der einst mehr als 20 Millionen Einwohner sind Flüchtlinge im eigenen Land, mehr als 250.000 Menschen wurden bereits getötet.
Seit zwei Monaten laufen nun internationale Bemühungen, eine Friedenslösung für Syrien zu finden. Doch es könnten noch Monate oder Jahre vergehen, bis geklärt ist: Welcher Staat von Saudi-Arabien bis zum Iran, von Russland bis zu den USA, wird künftig wie viel Einfluss haben in der Region?
Auch im Bürgerkriegsland Jemen müssen vor allem zwei Staaten einen Mittelweg finden: die beiden konkurrierenden Regionalmächte Saudi-Arabien und der Iran.
An einer baldigen Friedenslösung für Libyen ist vor allem die EU interessiert. Der Mittelmeer-Anrainerstaat hat nun mit Mühe ein Abkommen geschlossen, das die beiden verfeindeten Parlamente zu einem einzigen vereinen soll. Die ihnen angeschlossenen Milizen könnten sich zu einer Armee umformen lassen. Doch noch wird geschossen im dem Land, in dem sich zuletzt auch der „Islamische Staat“ (IS) eine Stadt holte.
Die Terrormilizen des IS seien damit gefährlich nahe an die EU herangerückt, fürchtet man vor allem in Italien.

Bescheidenes Wachstum

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Weltwirtschaft. Asien und Afrika können heuer mit den höchsten Wachstumsraten ihrer Wirtschaft rechnen
(siehe Grafik). Die schlechtesten Prognosen hat Osteuropa, knapp gefolgt von Lateinamerika. Aber auch Japan und Westeuropa haben mit einem mageren Wirtschaftswachstum von nur 1,7 beziehungsweise 1,8 Prozent keine leichten Zeiten vor sich.

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