Athen will enger mit Moskau kooperieren

Die griechische Flagge weht vor blauem Himmel, während Vögel fliegen.
Tsipras hält Sanktionen gegen Russland für eine "Sackgasse". Weiter Tauziehen um Deal mit EU.

Premier Alexis Tsipras lässt erneut mit seiner Beziehung zu Moskau aufhorchen: Er hat eine engere Zusammenarbeit seines Landes mit Russland angekündigt. Nach einem früher "frostigen Verhältnis" strebe er in den bilateralen Beziehungen einen "Frühling" an, sagte Tsipras in einem am Dienstag in Moskau veröffentlichten Interview der russischen Agentur Tass. Die westlichen Sanktionen gegen Russland wegen des Ukrainekonflikts bezeichnete er als "Sackgasse". Die griechische Vorgängerregierung habe sich zwar den "sinnlosen" Maßnahmen angeschlossen. Der EU-Spitze habe er aber gesagt, dass diese Position sich ändern könne.

Tsipras bezeichnete Russland als untrennbaren Teil der europäischen Sicherheitsstruktur. Russen und Griechen seien enge Verbündete. "Unsere Nationen hatten brüderliche Beziehungen geschmiedet, als sie in einem kritischen historischen Augenblick einen gemeinsamen Kampf führten", sagte der Regierungschef mit Verweis auf den Widerstand gegen Nazi-Deutschland. Tsipras regte eine engere Kooperation seiner Regierung mit Moskau im Energiebereich und in der Landwirtschaft an. Russland hatte der neuen griechischen Regierung Hilfe zugesagt. Sollte Athen um Unterstützung bitten, werde Moskau dies prüfen, hatte Außenminister Sergej Lawrow vor kurzem gesagt.

Berichten zufolge könnte Athen am 9. April das Geld ausgehen. Einen Tag zuvor ist Tsipras in Moskau. Derzeit geht das Tauziehen um eine Einigung mit der EU weiter. Die Kommission ließ am Dienstag ausrichten, dass die griechische Regierung am Zug sei. "Der Ball liegt in erster Linie bei den griechischen Stellen", sagte EU-Kommissionssprecherin Mina Andreeva am Dienstag in Brüssel. Griechenland müsse eine umfassende und glaubwürdige Liste mit Reformen fertigstellen. Am Dienstag gingen die Gespräche mit den internationalen Geldgebern wieder ohne Einigung zu Ende. Das sei aber kein Zeichen für ein Scheitern der Verhandlungen, sondern lediglich für den langsamen Fortschritt, sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person.

Einigung nicht vor Ostern

In EU-Ratskreisen wird davon ausgegangen, dass am Mittwoch die Euro-Arbeitsgruppe mit Experten der Euro-Länder in einer Telefonkonferenz über Griechenland berät. Wann sich die Euro-Finanzminister mit Griechenland befassen werden, ist noch nicht sicher.

EU-Ratspräsident Donald Tusk erwartet jedenfalls frühestens in der kommenden Woche eine Einigung. Die Bewertung der als Voraussetzung für neue Hilfen verlangten Reformpläne sei sehr komplex. "Ich sehe keinen Durchbruch vor Ostern." Gleichzeitig machte Tusk klar, dass Griechenland nach Einschätzung der EU nicht unmittelbar vor einer Staatspleite steht.

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