Algerien: Ex-Premier Tebboune gewinnt Präsidentschaftswahl

Algerien: Ex-Premier Tebboune gewinnt Präsidentschaftswahl
Der Urnengang war von Massenprotesten überschattet, das Land befindet sich in einer tiefen politischen Krise.

Aus der Präsidentschaftswahl in Algerien ist Ex-Regierungschef Abdelmadjid Tebboune als Sieger hervorgegangen. Er habe gut 58 Prozent der Stimmen erhalten, teilte die Wahlbehörde am Freitag mit. Der Urnengang um die Nachfolge des vor acht Monaten zurückgetretenen Staatschefs Abdelaziz Bouteflika war am Donnerstag von Massenprotesten überschattet und von der Protestbewegung boykottiert worden.

Die Wahlbeteiligung lag auf einem historischen Tiefstand. Insgesamt hätten knapp 40 Prozent der Wahlberechtigten Algerier ihre Stimme abgegeben, teilte der Präsident der nationalen Wahlkommission ANIE, Mohamed Charfi, in der Nacht zu Freitag mit. In einigen Städten und Gemeinden Algeriens waren die Wahlbüros am Donnerstag aus Sicherheitsgründen geschlossen worden. Vor allem in den von Berbern dominierten Regionen im Osten des nordafrikanischen Landes war es zu massiven Protesten und Ausschreitungen gegen die Wahl gekommen. In der Stadt Bouira hatten Demonstranten das Büro der Wahlkommission in Brand gesetzt, wie auf Videos in den sozialen Netzwerken zu sehen war.

Auch in der Hauptstadt Algier waren am Wahltag mehrere Zehntausend Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die Wahl zu protestieren. Hier blieben viele Wahlbüros den Tag über leer. Das Staatsfernsehen verbreitete in der Nacht Bilder von langen Schlangen in den Wahlbüros aus dem ganzen Land. Den Tag über gingen Sicherheitskräfte massiv und mit Tränengas gegen Demonstranten vor.

Tiefe politische Krise

Tebboune war unter Bouteflika mehrfach Minister und 2017 schließlich drei Monate lang Ministerpräsident. Seine Gegenkandidaten hatten laut Medienberichten eine Stichwahl eingefordert.
Die Demonstranten lehnten die fünf zugelassenen Kandidaten ab. Sie sehen in ihnen eine Fortsetzung der alten Garde um den zurückgetretenen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika. Nach 20 Jahren im Amt war Bouteflika aufgrund der im Februar begonnenen Massenproteste zurückgetreten. 

Algerien befindet sich zur Zeit in einer tiefen politischen Krise. Seit Februar kommt es zu Massenprotesten gegen die politische Führung. Die Demonstranten werfen der Machtelite um das Militär und den zurückgetretenen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika vor, die Wahl zu manipulieren. In den vergangenen Wochen und Monaten hatte es eine massive Verhaftungswelle von Aktivisten und Wirtschaftseliten gegeben. Wenige Tage vor der Wahl waren auch mehrere frühere Minister wegen Korruption zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden.

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