Aktivisten: 15 Tote bei israelischem Angriff in Syrien

An Israeli air force F-15I fighter jet releases flares over the Mediterranean Sea during an aerial show as part of the celebrations for Israel's Independence Day marking the 70th anniversary of the creation of the state, in Tel Aviv
Israel: "Irreguläre Aktivitäten der iranischen Kräfte in Syrien". Netanyahu ist bei Putin in Moskau zu Besuch.

Israel setzt sein Vorgehen gegen militärische Aktivitäten des Iran in Syrien fort. Bei einem mutmaßlichen israelischen Raketenangriff auf ein Gebiet in der Nähe der syrischen Hauptstadt Damaskus wurden am Dienstagabend nach Angaben von Aktivisten 15 regierungstreue Kämpfer aus dem Ausland getötet, darunter acht Iraner.

Kurz zuvor hatte die israelische Armee die Behörden auf den besetzten Golanhöhen aus Sorge vor einem iranischen Angriff angewiesen, die dortigen Schutzbunker zu öffnen.

Die getöteten Kämpfer gehörten den iranischen Revolutionsgarden oder proiranischen schiitischen Milizen an, sagte der Chef der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, der Nachrichtenagentur AFP. Der Angriff habe auf ein Waffendepot abgezielt, das in den Händen der Revolutionsgarden gewesen sei. Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von einem Netzwerk von Aktivisten vor Ort. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.

Zwei Raketen abgefangen

Die staatliche syrische Nachrichtenagentur SANA berichtete, die Armee habe zwei israelische Raketen bei Damaskus abgefangen. Zuvor hatte SANA von "Explosionen" berichtet. Das Staatsfernsehen zeigte Bilder von Bränden in der Gegend, in der die Angriffe erfolgt waren. Zwei Zivilisten hätten ihr Leben verloren, meldete SANA unter Verweis auf Mediziner. Die Zivilisten seien auf einer Autobahn unterwegs gewesen und bei einer Explosion im Zusammenhang mit dem "israelischen Angriff" getötet worden. Weitere Angaben zu dem Vorfall machte das Staatsfernsehen jedoch nicht.

Das israelische Fernsehen berichtete am Mittwoch, der Angriff habe einer Lieferung iranischer Raketen gegolten, die für Attacken gegen Israel bestimmt gewesen seien. Israel ist fest entschlossen, den Iran daran zu hindern, sich dauerhaft militärisch im Nachbarland Syrien zu etablieren. So flog Israel in den vergangenen Jahren dutzende Angriffe auf Ziele in Syrien. Meist richteten diese sich gegen Waffenkonvois für die libanesische Hisbollah-Miliz, aber auch gegen iranische Stützpunkte. Bei Raketenangriffen Ende April in den Provinzen Hama und Aleppo waren Aktivisten zufolge mindestens 26 regierungstreue Kämpfer getötet worden, die meisten von ihnen Iraner. In der Regel bekennt sich Israel nicht offiziell zu den Angriffen.

Golan in Alarmbereitschaft

Unterdessen wurde der von Israel besetzte Teil der Golanhöhen in Alarmbereitschaft versetzt. Die israelische Armee wies die Behörden an, die Schutzbunker zu öffnen und in Bereitschaft zu versetzen. Die Anweisungen seien eine Folge von "irregulären Aktivitäten der iranischen Kräfte in Syrien". Die Ankündigung wurde kurz vor der Rede des US-Präsidenten Donald Trump veröffentlicht, in der dieser den Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran verkündete. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte die Entscheidung begrüßt. "Israel unterstützt voll die heute getroffene mutige Entscheidung von Präsident Trump, das katastrophale Abkommen zu verlassen", sagte Netanyahu in einer kurzen Fernsehansprache.

Bei einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau will Netanyahu über die Lage in Syrien sprechen. Vor seiner Abreise sagte Netanyahu am Mittwoch: "Die Treffen zwischen uns sind immer wichtig, aber dieses ist besonders wichtig." Netanyahu sagte zu dem Besuch in Moskau weiter: "Angesichts dessen, was in diesem Momenten in Syrien passiert, müssen wir die Fortsetzung der Sicherheitszusammenarbeit zwischen der russischen und der israelischen Armee gewährleisten."

Teheran ist neben Moskau und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah wichtigster Verbündeter des syrischen Staatschefs Bashar al-Assad. Der Iran hat nach israelischen Angaben in den vergangenen Monaten seine militärische Präsenz im Land weiter ausgebaut und viele Waffen nach Syrien geschickt. Die Armeen Russlands und Israels sprechen sich über ihr Vorgehen in Syrien ab. Moskau hat sich aber in der Vergangenheit besorgt über die israelischen Angriffe geäußert.

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